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Auf einen Blick

  • 24. August, Görlitz, Altstadtfestbühne Obermarkt
    © Mario Kuban

    Freude schöner Lausitzfunken
    Klassik Open Air – Der vierte Satz von Beethovens Neunter - Eintritt frei!

    24.08., 17:00 - 17:45
    Altstadtfestbühne Obermarkt, Görlitz

    Am Vorabend der Eröffnung zur fünften Ausgabe des Lausitz Festivals lädt dieses zu einem außergewöhnlichen Musikspektakel in Kooperation mit dem Gerhart Hauptmann Theater Görlitz-Zittau und Lausitzer Chören auf das Altstadtfest Görlitz ein. Ludwig van Beethovens letzte vollendete Symphonie, die Neunte, wurde vor genau 200 Jahren uraufgeführt und hat gerade durch den vierten Satz Musikgeschichte geschrieben, da dieser den Einsatz von Gesangssolisten und Chor in eine Symphonie einführte und das Genre auf ewig veränderte. Schillers darin vertonte »Ode an die Freude« vermittelt eine Vision von universeller Brüderlichkeit und Einheit aller Menschen, die über nationale und kulturelle Grenzen hinausreicht. Beethoven setzt die Worte in eine emotional kraftvolle Musik, die hier im Zusammenspiel von Orchester, großem, dafür aus der Lausitz neu zusammengestelltem Chor und internationalen Solist:innen erklingt.   

    Seit 1985 fungiert die instrumentale Melodie-Version des Hauptthemas aus der »Ode an die Freude« als offizielle Europahymne und zielt darauf ab, jenseits von Worten das freudige Ideal der Vielfalt und Einheit sinnlich zu repräsentieren. Im Rahmen dieser ungewöhnlichen Aufführung des vierten Satzes der Neunten wollen wir zusammen mit dem Publikum die gemeinsam besungene »Freude« auf den Weg bringen. 

    Mitwirkende
    Sopran Mandy Fredrich
    Alt Stine Marie Fischer
    Tenor Werner Güra
    Bariton Markus Eiche
    Chor Opernchor des Gerhart Hauptmann Theaters
    Chor EuropaChorAkademie
    Chor Chöre aus der Lausitz
    Orchester Neue Lausitzer Philharmonie

    Kooperationspartner
    Altstadtfest Görlitz
    Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz

  • 25. August, Cottbus / Chóśebuz, Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst
    Hella Stoletzki, Sesn (Tatoo Maja), 2021 © Hella Stoletzki

    Hella Stoletzki und Radio Industry
    Ausstellungseröffnung

    25.08., 11:00
    Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus / Chóśebuz

    Hella Stoletzkis Malerei und ihr grafisches Werk sind wesentlich geprägt von der Darstellung und kritischen Befragung tradierter Vorstellungen sorbischer/wendischer Identitäten.

    Vielfach sind die Sujets der Künstlerin eng an Landschaften, Menschen, Identitäten sowie Lebensbedingungen und -weisen in der Lausitz geknüpft: Ansichten von Tagebaulandschaften, die durch die industrielle Energiegewinnung gekennzeichnet sind, finden sich auf ihren Bildern ebenso wie Bildprotagonist*innen, die teilweise bekleidet mit sorbischen Trachten oder Trachtenversatzstücken wie Hauben in Kombination mit jugendlicher Alltagskleidung sind.

    Insbesondere wenn der Darstellungsfokus auf traditionellem Brauchtum liegt, wird die bewusste, gleichwohl traditionsaffirmierende Veränderung deutlich: während in historischen Bildern kulturell homogene Lebenswelten geradezu zementiert werden, skizziert Stoletzki hybride, beizeiten fluide Charakteristika kollektiver und individueller Identitätserzählungen.

    Von Mai bis Oktober 2024 ist Radio Industry, ein seit 2017 in Woltersdorf ansässiges Kunst- und Community Radio, mit einer mobilen Radiostation zu Gast im BLMK. Im August und September stattfindende Radio-Workshops für Kinder und Jugendliche, Debatten zu interkulturellen Identitätskonzepten sowie ein interaktives, künstlerisches Projekt mit digitalen (Hör-)Postkarten entstehen in Kooperation mit dem Museum und dem Lausitz Festival. 

    Ausstellungseröffnung: 25.08., 11:00-12:30 Uhr
    Öffnungszeiten: 25.08.–06.10.2024
    jeweils Dienstag-Sonntag, 11:00–19:00 

    Kooperationspartner
    Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

  • 25. | 27. | 28. August, Weißwasser O.L. / Běła Woda, TELUX-Gelände
    © Lausitz Festival

    William Shakespeare: »Othello / Die Fremden«

    25. | 27. | 28.09., 19:30
    Danner-Halle, TELUX-Gelände, Weißwasser O.L. / Běła Woda

    Shakespeares Meisterwerk über zerstörerische Wut und die tödlichen Beziehungen zum Anderen und ein erst seit wenigen Jahren dem englischen Dramatiker zugeordneter Text werden als immersives Stationendrama in der ehemaligen Glasfabrik Telux in Weißwasser von Regisseur Marcel Kohler in Szene gesetzt.

    Schon die Ausgangslage ist verwickelt: Venezianer und Türken, westliche Wirtschaftsmacht und Militärmacht aus dem Osten, streiten um das heute geteilte Zypern. Jago ist nicht befördert worden und setzt als Vergeltung für die durch General Othello erlittene Herabsetzung eine Intrige in Gang, die dem Befehlshaber der venezianischen Flotte weismacht, seine Frau Desdemona würde ihn mit seinem Günstling betrügen …

    Enttäuschtes Verlangen und Verlustängste versetzen die Figuren dieses Stückes in Rage. Wut und Begehren, beides mächtige Triebfedern im Umgang mit dem Anderen und nicht nur in der Lausitz vertraute Geschichtskräfte, setzen ein verhängnisvolles Spiel in Gang, bei dem es am Ende nur Verlierer gibt.

    Der junge Regisseur Marcel Kohler und sein Team interessieren sich für den »Fall Othello«, die damit verbundenen widersprüchlichen Wahrheiten und wie er zu verschiedenen Zwecken instrumentalisiert wird. Dabei wird auch die Danner-Halle des Kulturzentrums Telux – in den letzten Jahren vielfach Spielstätte des Lausitz Festivals und Austragungsort beachteter Shakespeare-Aufführungen – zur Akteurin: Denn das Publikum erlebt die Othello-Geschichte entsprechend an verschiedenen Stationen in der ehemaligen Glasfabrik und aus verschiedenen Perspektiven. Erst nach und nach enthüllt sich so ein Gesamtbild des Dramas, bis schließlich alle wieder zusammenfinden und mit den eigenen Begierden und Gefährdungen konfrontiert werden. 

    Mitwirkende
    Schauspiel Leonard Burkhardt
    Schauspiel Götz Schubert
    Schauspiel Linn Reusse
    Schauspiel Dagna Litzenberger Vinet
    Schauspiel Sina Kießling
    Chor Stadtchor Weißwasser e.V.
    Regie Marcel Kohler
    Bühne und Kostüme Torsten Köpf
    Musik Christoph Bernewitz
    Chorleitung Lars Deke
    Video Linn Reusse
    Licht Henning Streck
    Dramaturgie Michael Höppner

    Kooperationspartner
    Soziokulturelles Zentrum Telux, Weißwasser
    Telux Glasproducts & Components

  • 27. | 28. August, Burg und Kloster Oybin
    © HKCO

    Chinesische Kunqu-Oper: Päonien-Pavillon

    27. | 28.08., 19:30
    Burg und Kloster Oybin

    Die Jahrhunderte alte Kunst der chinesischen Kunqu-Oper gehört heute zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe und reicht bis tief in die Ming-Dynastie zurück. Die traditionelle Theaterform verbindet Gesang, Musik, Schauspiel, Tanz und Poesie und zeichnet sich durch melodische Raffinesse, subtile Ausdruckskraft, elegante Bewegungen und ihre symbolisch stilisierte Gestik aus. 

    Seit über einem Vierteljahrhundert vermittelt der mehrfach ausgezeichnete Meister Zhang Jun die Kunqu-Oper in spektakulären und feinfühligen Aufführungen. Im Lausitz Festival wird er den zu Shakespeares Zeiten von Tan Xianzu geschriebenen »Päonien-Pavillon« präsentieren – eine romantische Liebesgeschichte, die ebenso lyrische wie komische Elemente beinhaltet. Die komplette Originalfassung umfasst 200 Arien in 55 Szenen mit über 160 Charakteren und dauert in toto mehr als 20 Stunden, doch wird das Werk heutzutage in seinen Hauptmomenten erfasst: Die 16-Jährige Du Liniang träumt in einem Garten von der Liebe zu einem ihr Unbekannten, welkt dahin und stirbt. Doch der Herrscher der Unterwelt will dieses Paar zusammenführen und Liu Mengmei, der vormals ihr Unbekannte, wird in diesem Garten nun im Traum von dem Mädchen verfolgt. Er vermag es, die Verstorbene wiederzubeleben, und durch kaiserliche Gnade findet die transzendente Geschichte um Liebe, Leben, überschrittene Grenzen und das Selbst durch den Anderen einen glücklichen Ausgang.  

    Mitwirkende
    Gesang Zhang Jun
    Orchester Kunqu-Opern-Ensemble

  • 28. August, Cottbus / Chóśebuz, Großes Haus, Staatstheater
    © Lausitz Festival

    Bin ich das Andere? Recital for Cathy

    28.08., 19:30
    Großes Haus, Staatstheater Cottbus / Chóśebuz

    Seit Aristoteles unterscheiden wir die fünf Sinne: Sehsinn, Gehörsinn, Tastsinn, Geruchssinn und Geschmackssinn. Wir könnten augenzwinkernd nun den Wahnsinn als sechsten Sinn erklären: Wahnsinn als psychische Wahrnehmungsfähigkeit von Seelenschwingungen. 

    Die Oper präsentierte im 19. Jahrhundert die Wahnsinnsszene als Schaustück einer exaltiert einsamen Weiblichkeit und Sternstunde der Sensationslust der zuschauenden Gemeinschaft. In dem 1972 für seine erste Frau Cathy Berberian geschriebenen »Recital for Cathy« macht der italienische Komponist Luciano Berio das Hineingleiten einer Sängerin in eben jenen Wahnsinn in einem an musiktheatralen Anspielungen reichen Solostück erfahrbar: Mit Fragmenten von Schubert und Mahler, Monteverdi und Bach, Bizet und Verdi, Donizetti und Shakespeare versucht eine Frau als Künstlerin und Mensch sich eine Existenz zwischen großer Tragik und scheinbarer Komik, Vertrautem und Fremden zu sichern. Die Musik mäandert zwischen wahr, Wahn und Wollen und fordert uns und das Andere mittels Kunst heraus.  

    Regisseur Yaron David Müller-Zach kreiert einen Abend, der als romantischer Liederabend mit klavierbegleiteten, geschliffenen Geschichten beginnt, um sich in Berios Komposition zu einer groß zersplitterten Erzählung über den Wahn im Sinn und Sinn im Wahn mit Orchester zu weiten. Eine Sängerin sucht den adäquaten Ausdruck für ihre unzähligen Rollenfiguren wie für sich selbst und wechselt zwischen bewusster Theatralität und vermeintlicher Intimität, um ihren Platz in der Welt zu finden: »There must be some place in the world that isn’t a theatre!«

    Mitwirkende
    Mezzosopran Sophia Burgos
    Klavier Daniel Gerzenberg
    Schauspiel Viola von der Burg
    Dirigent Alexander Merzyn
    Regisseur Yaron David Müller-Zach
    Orchester Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus

    Kooperationspartner
    Staatstheater Cottbus

  • 29. August, Cottbus / Chóśebuz, Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst
    © Oliver Beck

    »Sholem Aleychem Lesung«
    Wiederaufnahme

    29.08., 19:30
    Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus / Chóśebuz

    Der 1859 bei Kiew geborene und 1916 in New York verstorbene Solomon Naumovich Rabbinowicz ist unter seinem Pseudonym Sholem Aleychem – was übersetzt »Friede sei mit euch« bedeutet – zu Weltruhm gelangt, wurden doch seine Schtetl-Geschichten vom Milchmann Tewje im preisgekrönten Musical »Aanatevka« auf die Bühne gebracht. In der hier zu erlebenden, erstmalig ins Deutsche übersetzten Erzählung »Geschichten von Tausend und einer Nacht«, kommt es 1914 auf einem Schiff nach Amerika zu einer schicksalhaften Begegnung: Ein wohlhabender Autor trifft auf Jankel Junewer, einen sehr gesprächigen Juden, der nach der Zerstörung Galiziens als Flüchtling dritter Klasse auswandert, und mit jiddischem Witz und Geist tausend und eine Geschichte über die Leidenswege seiner Landsleute zu berichten weiß.

    Hans-Jürgen Schatz, der diesen Text bereits 2022 in deutscher Sprache erstmalig dem Lausitzer Publikum in Schmochtitz präsentierte, kommt diesmal nach Cottbus.

    Mitwirkende
    Lesung Hans-Jürgen Schatz

    Kooperationspartner
    Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

  • 30.08. | 01. | 06. | 08. September, Senftenberg / Zły Komorow, Santa Barbara auf dem Senftenberger See
    © Lausitz Festival

    Vineta oder Das schwarze Tal / Vineta abo Čorny doł
    Eine theatralische Bootsfahrt - Uraufführung / Dźiwadłowa čołmowa jězba - Prapremjera

    30.08., 01. | 06. | 08.09., 17:15
    MS Santa Barbara auf dem Senftenberger See / MS Barbara, Zły Komorow, měšćanski přistaw 

    Die Sonne steht tief, wenn das Motorschiff Barbara am frühen Abend vom Stadthafen in Senftenberg ablegt und über die Wellen des Senftenberger Sees gleitet. 57 Besucher finden im Schiffsrumpf Platz – das sind die offiziellen Passagiere. Aber weitere Gäste werden erwartet, die sich den Zustieg ertrotzen, und die die Reise über den See zum Ereignis werden lassen. Denn was der Spiegel des Sees verbirgt, dringt auf dieser achtzigminütigen Fahrt an die Oberfläche: Es ist eine Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Region. Was ist untergegangen mit den Dörfern, Kraftwerken und Systemen? Was ist versunken, unter der Oberfläche verschwunden? Ist es für immer verloren oder existiert es weiter, ungesehen? Welche Möglichkeiten bringt ein Neubeginn mit sich? »Vineta oder Das Schwarze Tal« fördert in Sagen, Legenden und Lebensläufen zutage, was der Lausitz und ihren Bewohner:innen Unsterblichkeit verleiht. »Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd« – meinte Christa Wolf. 150 Jahre vor ihr dichtete der sorbische Autor Korla Awgust Fiedler: »Wenn ich in Deine Augen tauch, kann ich Vineta sehn: Ich hauch und reib den Meeresspiegel glatt und schau auf die versunkne Stadt.« Wenn im Abendschein die MS Barbara den Hafen erreicht, verlassen die Passagiere das Schiff um einige denkwürdige Erfahrungen reicher und wissender als die am Ufer Zurückgebliebenen. 

    Die Recherchearbeit wurde unterstützt von Rohnstock-Biografien. 

     

    »Vineta abo Čorny doł«: Dźiwadłowa čołmowa jězba  
    Prapremjera

    Słónco hłuboko steji, hdyž motorska łódź Barbara nawječor wot měšćanskeho přistawa w Złym Komorowje wotjědźe a po žołmach Złokomorowskeho jězora płuwa. 57 wopytowarjow namaka we tyłowje łódźe městno – su to oficialni pasažěrojo. Ale wočakuja dalšich hosći, kotřiž sej přistup wunuzuja a přez kotrychž so jězba po jězoru z podawiznu stanje. Přetož štož mórski špihel zakrywa, předobywa so na tutej 80mjeńšinskej jězbje na powjerch: Je to pućowanje do zašłosće, přitomnosće a přichoda regiona. Što je so potepiło ze wsami, milinarnjemi a systemami? Što je so podnuriło, pod powjerchom zhubiło? Je to na přeco zhubjene abo eksistuje dale, njewidźane? 

    Kotre móžnosće přinjese nowozapočatk ze sobu? »Vineta abo Čorny doł« wotkrywa w powěsćach, legendach a žiwjenjoběhach, što Łužicy a jeje wobydlerjam a wobydlerkam njesmjertnosć dawa. »To minjene njeje mortwe; wone ani zašło njeje. Wotdźělimy je wot nas a wudawamy so cuzy« – měnješe Christa Wolf.  

    150 lět do njeje basnješe serbski awtor Korla Awgust Fiedler: 

    »Hdyž so do Twojeju wočow zanurju, zamóžu Vinetu widźeć: Dycham a zetrěju mórsku hładźinu hładku a hladam na podnurjene město.«  

    Hdyž MS Barbara we wječornym swětle přistaw docpěje, wopušća pasažěrojo łódź wo někotre pomnjeća hódne nazhonjenja bohatši a wědniši hač ći při přibrjohu zawostaći. 

    Mitwirkende / Sobuskutkowacy 
    Schauspiel Sibylle Böversen
    Schauspiel Catharina Struwe
    Regie und Text Ulrike Müller
    Ausstattung und Text Jan Lehmann
    Sounddesign Roman Strack
    Dramaturgie Heike Merten-Hommel

    Kooperationspartner / Koprodukcija
    neue Bühne Senftenberg / Nowym jewišćom Zły Komorow 

    Informationen

  • 30. August, Görlitz, Schlesisches Museum
    © Lara Müller

    Cross-over: Philosophie trifft A-cappella-Gesang

    30.08., 18:00
    Schlesisches Museum zu Görlitz

    Das Jubiläums-Doppeljahr 2024/2025 des bedeutenden Lausitzer Philosophen Jacob Böhme (1575–1624) wird in Görlitz, dem Zentrum seines Wirkens, groß gefeiert. Zu diesem Anlass zeigt das Schlesische Museum in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Ausstellung »Lilienzeit. Der mystische Philosoph Jacob Böhme und die Erneuerung der Welt«.  
    Zur Eröffnung der Ausstellung am 30. August hat das aus Leipzig stammende, vielseitige Vokalensemble Sjaella eigens ein Programm erdacht, welches sich Böhme assoziativ nähert und den Blick sechs junger Frauen auf den berühmten Lausitzer wirft. 

    Beginn Ausstellungseröffnung um 18:00 Uhr, Eintritt frei

    Beginn Konzert um 20:00 Uhr (bis 21:00 Uhr), Eintritt nur mit Ticket

    Mitwirkende
    Vokalensemble Sjaella

    Kooperationspartner
    Schlesisches Museum zu Görlitz

  • 30. August, Bad Liebenwerda, St. Nikolai
    © Lena Semmelroggen

    »NIGUN«: Hebräische Chormusik

    30.08., 19:30
    St. Nikolai, Bad Liebenwerda

    »Ich freue mich darauf, diese Musik aus meiner Heimat Israel mit dem SWR Vokalensemble aufzuführen. Es ist meine musikalische Muttersprache, in der ich aufgewachsen bin« – bekennt Yuval Weinberg, preisgekrönter Dirigent und seit 2020 Chefdirigent dieses internationalen Spitzenensembles. Der Rundfunkchor des SWR wurde vor fast 75 Jahren gegründet. Eine einzigartige Klangkultur und stimmliche wie stilistische Flexibilität der Sänger:innen faszinieren das Publikum in den Konzertsälen weltweit – und in Kürze auch beim Lausitz Festival.

    Die Idee zu dem Konzert »Nigun« mit hebräischer Chormusik beschäftigt Weinberg schon seit Jahren. Viele der zum größten Teil zeitgenössischen Komponisten des Konzertes sind außerhalb von Israel nahezu unbekannt. Musikalisch bildet sich in den Werken von Arnold Schönberg, Menachem Wiesenberg, Ahron Harlap, Yehezkel Braun, Ödön Pártos, Gil Aldema, Sara Shoham und Shirin Riseman die Entstehungsgeschichte des Landes Israel ab: die Gründerjahre, die noch die Musik der früheren Herkunftsländer ihrer Bewohner:innen in sich tragen, aber auch die Erfahrung von Vernichtung, Flucht und Vertreibung. Zugleich spiegelt das Programm die Suche nach einer gemeinsamen musikalischen Identität.

    Yuval Weinberg liebt Konzerte an unkonventionellen Orten, etwa einen unterirdischen Wasserspeicher oder eine ehemalige Autowerkstatt, aber auch in Konzertsälen und Kirchen sorgt er für außerordentliche Erlebnisse. Die Kirche St. Nikolai in Bad Liebenwerda als Klangraum ist ihm und seinem Ensemble eine Entdeckung wert und stimmiger Ort einer Transzendenz.  

    Programm
    Arnold Schönberg: Psalm 130 – De Profundis
    Menachem Wiesenberg: Neues Werk
    Aron Harlap: Die Fesselung Isaaks
    Yehezkel Braun: Shir hashirim
    Yehezkel Braun: Vaymalet Kayin
    Yehezkel Braun: Dror Zikra
    Yehezkel Braun: Uri Tsafon
    Ödön Pártos: Hamavdil
    Gil Aldema: Tsur mishelo achalnu
    Sara Shoham: Shabat Hamalka
    Sara Shoham: Lo ira ra
    Shirin Riseman: Chida

    Mitwirkende
    Chor SWR Vokalensemble
    Dirigent Yuval Weinberg

  • 31. August, Bad Muskau, Festsaal Neues Schloss Muskau
    © Canetty Clarke

    Marc-André Hamelin spielt Schumann, Ravel, Dukas

    31.08., 19:30 Uhr
    Festsaal Neues Schloss Muskau, Bad Muskau

    »Einen Künstler mit fast übermenschlichen technischen Fähigkeiten« nennt ihn The New York Times – der frankokanadische Pianist und Komponist Hamelin ist weltweit bekannt für seine unvergleichliche Mischung aus vollendeter Musikalität und technischer Brillanz in der Interpretation der großen Werke des klassischen Repertoires, ebenso jedoch für seine mutige Erforschung der kompositorischen Raritäten des 19., 20. und 21. Jahrhunderts.

    Marc-André Hamelin wurde mit zahlreichen internationalen Preisen geehrt, wie den kanadischen Juno Awards, dem Chevalier des Ordre national du Québec, dem Echo Klassik und mehrfach mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

    Im Festsaal des Neuen Schlosses Bad Muskau bringt er den Lausitzer:innen und ihren Gästen an der polnisch-deutschen Grenze Robert Schumanns romantischen Zyklus »Waldszenen« sowie Maurice Ravels virtuoses Klavierwerk »Gaspard de la nuit« zu Gehör, aber auch die Sonate in es-Moll aus der Feder des französischen Komponisten Paul Dukas. 

    Das Erbe der Lausitz meets Lausitz Festival:
    Veranstaltung mit Aktionsprogramm in Kooperation mit UNESCO 5 

    In Kooperation mit UNESCO 5 wird im Vorfeld der Veranstaltung ein gemeinsames Aktionsprogramm inklusive Busshuttle organisiert, das Besucher:innen erstmalig auf Entdeckungstour durch zwei der vier UNESCO-Landschaften der Lausitz mitnimmt. Von Cottbus aus startend führt der Aktionstag zu abwechslungsreichen Zwischenstopps in Klein Kölzig und Schleife nach Bad Muskau, wo der Abend mit dem Klavierrezital von Marc-André Hamelin im Neuen Schloss Muskau seinen Höhepunkt findet. Die Kooperation zwischen dem Lausitz Festival und UNESCO 5, einem Gemeinschaftsprojekt der vier Lausitzer UNESCO-Stätten und der Domowina als Vertreter der Sorben/Wenden stellt in diesem Jahr den Auftakt für eine nachhaltige längerfristige Kooperation dar, die gelebtes Brauchtum und kulturelle Höhepunkte des Festivals miteinander verbindet. 

    Buchungen für die Bustour am 31. August sind im Reservix-Ticket-Shop und an Vorverkaufsstellen möglich. Beim Kauf eines Konzerttickets für das Event mit Marc-André Hamelin in Bad Muskau kann optional als Artikel im Bestellprozess für 5€ ein Busticket hinzugefügt werden, das zusammen mit dem Konzertticket bei der Busfahrt vorzulegen ist. Abfahrtszeiten werden noch mitgeteilt, die Busticket-Anzahl ist begrenzt. Der Eintritt zum Tagesprogramm in Schleife/Klein Kölzig ist kostenlos. Nach der Veranstaltung in Bad Muskau erfolgt die Rückfahrt nach Cottbus.

    Mitwirkende
    Klavier Marc-André Hamelin

    Kooperationspartner
    Projekt UNESCO 5
    Stiftung »Fürst-Pückler-Park Bad Muskau«

  • 1. September, Görlitz, Kulturforum Görlitzer Synagoge
    © Laura Jankowski

    Diaspora Crossover
    Uraufführung

    01.09., 18:30
    Kulturforum Görlitzer Synagoge

    Wie würde es klingen, wenn sich die Darbietung traditioneller jüdischer Lieder von Gospelmusik inspirieren ließe? Was wäre, wenn die ausladende Innerlichkeit des sephardischen Gesangs mit dem Drive und Pop-Appeal des afroamerikanischen Gospels in Beziehung träte? – Gesagt, getan. Das Lausitz Festival präsentiert in der Görlitzer Synagoge ein aufregendes Crossover: Die EuropaChorAkademie singt sephardische Lieder, die von Haggai Cohen-Milo und James Shipp mit dem Spirit nordamerikanischer schwarzer Kirchenmusik angesteckt werden.   

    Was haben sephardische Musik, also die traditionelle Musik der vorwiegend in Nordafrika lebenden Juden, und Gospelmusik, die religiöse Musik der Afroamerikaner, miteinander zu tun? Es sind Musiken der Diaspora. Es sind Musiken von Menschen, die gewaltsam aus ihren angestammten Heimaten vertrieben wurden und sich irgendwo anders auf der Welt, als Fremde in der Fremde, niederlassen mussten: Hier die jüdische Bevölkerung der iberischen Halbinsel, die in Folge der christlichen Rückeroberung Spaniens und Portugals um 1500 herum unterdrückt, verfolgt und von da vertrieben wurde; dort die afrikanischen Menschen, die etwa ab der selben Zeit ungefähr dreihundert Jahre lang zu Millionen versklavt, als Ware nach Amerika verhandelt und dort auf unmenschliche Weise ausgebeutet wurden und bis heute diskriminiert und ausgeschlossen sind. Sephardischer Gospel wäre also der Zusammenklang der Musiken zweier Bevölkerungen, die das Schicksal an ihnen verübter Menschheitsverbrechen teilen.      

    Stilistisch, geografisch und historisch liegen sephardische Musik und Gospelmusik denkbar weit auseinander. Sie im Rahmen des Konzertes nun in einen Dialog zu bringen, sie ineinander zu verweben und sie einander wechselseitig beleuchten zu lassen, hat noch einen viel einfacheren und erfreulicheren Grund: Der israelische Komponist und Musiker Haggai Cohen-Milo, der lange in den USA studierte und lebte und nun in Berlin beheimatet ist, stellte in New York begeistert fest, dass all die Sänger:innen und Musiker:innen, mit denen er arbeitete und die er hier so bewunderte, einen musikalischen Hintergrund in der afroamerikanischen Kirchenmusik, also der Gospelmusik hatten. Ihn faszinierte, dass Gospelmusik, wenngleich sie traditionelle religiöse Musik ist, zugleich so populär war und noch dazu derart avantgardistisch, dass sie ganz selbstverständlich musikalische Stile wie Soul, Funk, Hip Hop und R&B inspirierte und dabei musikalische Grenzen verschob. Ihn faszinierte das, weil die traditionelle jüdische Musik, die er kannte und mit der er aufgewachsen war, sich eher konservativ und abgrenzend verhielt.  

    Aus dem spielerischen Wunsch heraus, sich selbst eine musikalische Identität zu verpassen, die ähnlich ansprechend und populär sein könnte, wie die seiner zahlreichen Kolleg:innen, verfiel Haggai Cohen-Milo auf die Idee, sephardische Melodien und Lieder zusammen mit seinem langjährigen Partner James Shipp inspiriert von Gospelmusik zu arrangieren. Das Lausitz Festival lässt diesen Traum nun wahr werden: Das mitreißende Crossover wird von der in Görlitz ansässigen EuropaChorAkademie, die selbst verschiedene Stimmen und Musiken Europas vereinigt, und begleitet von einer Band, erstmals zu Gehör gebracht. 

    Ausstellungseröffnung 18:30 Uhr

    Konzert 20:00 Uhr

    Mitwirkende
    Idee, Arrangements, Musikalische Leitung, Bass Haggai Cohen-Milo
    Arrangements, Percussion, Keys James Shipp
    Keys Justin Stanton
    Gesang Yair Zabar Tzabari
    Chor EuropaChorAkadmie
    Chorleitung Jan Hoffmann

    Kooperationspartner
    Europa Chor Akademie Görlitz
    Kulturforum Görlitzer Synagoge

  • 1. September, Bautzen / Budyšin, Burgtheater Bautzen / Dźiwadło na hrodźe Budyšin
    © Julia Klingner, Marian Bulang (Foto: Miroslaw Nowotny), Gabriela Maria Schmeide (Foto: Alexander Heil)

    WORTALL oder Die Farben der Mandelkrähe / WORTALL abo kontinent nadźija
    Szenische Lesung in sorbischer und deutscher Sprache / Sceniske čitanje w serbskej a němskej rěči

    01.08., 19:30
    Burgtheater Bautzen / Dźiwadło na hrodźe Budyšin

    … Die im Fehrower Spreetal angesiedelte und stetig kleiner werdende Population der Blauracke, Coracias garrulus, wird sie Bestand haben? Der buntgefiederte Vogel findet nicht mehr, was er für die Erhaltung seiner Art braucht, in Garben gebundenes und zu Mandeln aufgestelltes Getreide, Nisthöhlen an Fließgewässern in Weiden, geschlossene Wälder …

    »Was bedeutet das Aussterben einer Art«– fragte der sorbische Dichter Jurij Koch in seinen Betrachtungen »Jubel und Schmerz der Mandelkrähe« im Jahr 1992. Ob es ein Verlust wäre? Ja, wäre es. Aber: Sie ist da. Noch. Wieder. Die Jungen haben sie gesehen …  

    Mit der Überlebensfrage des bunten Vogels zielt Koch gleichnishaft auf die Zukunft der Sorben, denen die Lebensgrundlagen durch die raumgreifende Devastierung ihres angestammten Kulturraumes massiv beschränkt wurden. Aber auch das sorbische Volk behauptet sich – in seiner Sprache, mit seiner Kunst. Die sorbische Literatur, die neue ebenso wie die alte, ist so reich und vielfältig wie das Farbenspiel im Gefieder der Mandelkrähe. In der Lyrik der oft zweisprachig denkenden, fühlenden und dichtenden Autor:innen sorbischer Herkunft offenbart sich ein Kosmos, oder ein »Wortall«, um mit Róža Domašcyna zu sprechen. Dass dieses nicht allein Verlusterfahrung und Schmerz umfasst angesichts der epochalen Veränderungen, sondern Lust auf Zukunft macht, beweisen die Texte von Kito Lorenc, Lenka, Mĕrana Cušcyna, Benno Budar, Jill-Francis Ketlicojc, Benedikt Dyrlich, Carla Schwiegk und Yana Arlt – um nur einige zu nennen. Es geht um Identität innerhalb des europäischen Sprachraumes. Und um Daseinsbejahung.

    Drei sorbische Schauspielerinnen, unter ihnen die prominente Theater- und Filmschauspielerin Gabriela Maria Schmeide, erkunden spielerisch Texte, und beleuchten den äußeren und inneren Erfahrungshorizont verschiedener Angehöriger des kleinsten slawischen Volkes zwischen Spreewald und Lausitzer Bergland. 

    »WORTALL abo kontinent nadźija«: Sceniske čitanje w serbskej a němskej rěči 

     … W tak mjenowanej “Prjawozkej sprjewinej dolinje” wona sydli a jeje populacija je dźeń a mjeńša. Ptačk mjenuje so rakajca abo módra kawka abo tež módra wróna, Coracias garrulus, hač drje přežiwi? Pisany ptak njenamaka hižo to, štož za zdźerženje swojeje družiny trjeba, do snopow wjazane a do popow nastajene žito, hnězdo w štomowych prózdnjeńcach wjerbow podłu rěčnišćow abo druhdźe w hustych lěsach … 

    »Što woznamjenja wotemrěće družiny« – praša so serbski spisowaćel Jurij Koch w swojich zhladowanjach »Ha lećała je módra wróna«, serbsce z lěta 1991 a němsce lěto pozdźišo. Hač drje by to škoda było? Haj, so wě. Ale: wona je tu. Hišće. Znowa. Su ju widźeli …  

    Z prašenjom za přežiwjenjom pisaneho ptačka přirunuje Koch dóńt a přichod serbskeho naroda, kotrehož zakłady žiwjenja, kaž jeho starodawny kulturny rum, buchu přez rozwólne zničenje, wotbagrowanje masiwnje wobmjezowane. Ale tež Serbja su njepowalni - w swojej rěči, ze swojim wuměłstwom. Serbska literatura, nowa runje tak kaž stara, je tak bohata, mnohostronska  a barbojta  kaž pjerja módreje wróny. W lyrice husto hdy dwurěčnje myslacych, začuwacych a basnjacych awtorow a awtorkow serbskeho pochada jewi so swojorazny kosmos abo »Wortall, kaž jón Róža Domašcyna w jednej ze swojich dwurěčnych basnjow mjenuje. Zo tole jeničce pozhubjenje a bolosć njewoznamjenja, hladajo na epochalne změny, ale tež wo čiłosći a přichodźe swědči, dopokazuja teksty Kita Lorenca, Lenki, Mĕrany Cušcyneje, Bena Budarja, Jill-Francis Ketlicojc, Benedikta Dyrlicha, Carly Schwiegk, Yany Arlt a druhich. Dźe wo jónkrótnu identitu wosrjedź europskeho rěčneho ruma. A wo swojowólnu přežiwjensku wolu. 

    Serbskej dźiwadźelnicy a dźiwadźelnik, mjez nimi prominentna dźiwadłowa a filmowa hrajerka Gabriela Maria Šmajdźina, wuslědźa čućiwje teksty a wobswětluja wonkowny a nutřkowny horicont nazhonjenjow wšelakich přisłušnikow najmjeńšeho słowjanskeho naroda, bydlaceho mjez Błótami a Łužiskimi horami.  

    sobuskutkowacy
    Gabriela Maria Šmajdźina, Julia Klingnerec a Marian Bulank
    Madleńka Šołćic (wuměłski nawod) 
    Heike Merten-Hommel (ideja a koncept) 
    Heike Merten-Hommel, Madleńka Šołćic (wuběr tekstow) 

    Mitwirkende
    Schauspiel Gabriela Maria Schmeide
    Schauspiel Julia Klingner
    Schauspiel Marian Bulang
    Künstlerische Leitung, Textfassung Madleńka Šołćic
    Dramaturgie, Konzept, Textfassung Heike Merten-Hommel

  • 3. September, Finsterwalde, Kulturweberei
    © Frank Wiesen WDR

    Jazz made in Europe 

    03.09., 19:30 Uhr
    Kulturweberei, Finsterwalde 

    Als eines der führenden Jazzorchester weltweit genießt die WDR Big Band Köln einen herausragenden Ruf im In- und Ausland. Sie ist mehrfache Grammy-Preisträgerin und ihre musikalischen Partner zählen zum Who’s who des internationalen Jazz. So arbeitete die Band mit Größen wie Bob Mintzer – seit 2016 ihr Chefdirigent –, Joe Zawinul, Randy und Michael Brecker, Ron Carter, Joshua Redman oder Michel Camilo. In die Lausitz kommt sie mit dem US-amerikanischen Trompeter Scott Wendholt. Unter der musikalischen Leitung seines Landsmanns Chris Byars spielt die WDR Big Band erstmals in der Kulturweberei in Finsterwalde.

    Mitwirkende
    Leitung, Arrangements und Saxofon Chris Byars
    Trompete Scott Wendholt
    Bigband WDR Big Band

  • 3. September, Cunewalde, Dorfkirche Cunewalde
    © Anders Brogaard

    Gabriela Montero: Improvisation² / Improwizacija²

    03.09., 19:30
    Dorfkirche Cunewalde

    Die aus Venezuela stammende Virtuosin besitzt die unter klassischen Pianisten seltene Fähigkeit, über beliebige, vom Publikum gestellte Themen zu improvisieren und damit eine Brücke zum Jazz und anderer Musik zu schlagen. Diese Gabe der Improvisation und Inspiration nimmt inzwischen großen Raum in ihren Konzerten und Aufnahmen ein. Die Pianistin Martha Argerich ermunterte sie, ihre Improvisationen ins Konzertleben einzubringen.

    Danach befragt, wie sie die Improvisationen aus dem Stehgreif oder per Wunschbriefkasten zustande bringe, verrät sie: »Ich mache eigentlich nichts. Da ist etwas, das fließt einfach durch mich hindurch«. So stiftet sie eine unverwechselbare und einmalige Verbindung zu ihrem Publikum und der Region, in der sie spielt. Legendär war ihr Auftritt in der Kölner Philharmonie im Rahmen der MusikTriennale Köln, als sie – vom Publikum per Gesang dazu eingeladen – über den Bläck-Fööss-Klassiker »M’r losse d’r Dom en Kölle« improvisierte. Es verwundert nicht, dass Montero in Vorbereitung auf ihr Konzert beim Lausitz Festival Lust darauf bekam, sich neben der Präsentation eines klassischen Programms mit Werken von Johann Sebastian Bach/ Ferruccio Busoni, Frédéric Chopin und César Franck auch mit sorbischem Liedgut auseinanderzusetzen. Das Festivalpublikum darf gespannt sein!

    Als kritische Künstlerin lässt sie sich von gesellschaftlichen und politischen Themen beeinflussen, so ist zum Beispiel ihre Komposition »Ex Patria« ihrem Heimatland gewidmet. Im Dezember 2018 wurde Montero im Rahmen eines Festkonzertes mit dem 4. Internationalen Beethoven-Preis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion der Beethoven Academy ausgezeichnet »als Ehrung für ihr aktives gesellschaftliches und politisches Engagement«. Montero engagiert sich als Botschafterin von Amnesty International, für ihr Heimatland und für junge Künstler aus Venezuela.

    Programm
    Johann Sebastian Bach/Ferruccio Busoni Chaconne aus der Partita in d-Moll
    Frédéric Chopin Polonaise-Fantaisie in As-Dur, op. 61
    César Franck Prélude, Choral et Fugue
    --- 
    Gabriela Montero Improvisationen

    Gabriela Montero: Improwizacija²

    Z Venezuele pochadźaca wirtuozka wobsedźi mjez klasiskimi pianistami rědku zamóžnosć, na někajke, wot publikuma podate temy improwizować a z tym móst k jazzej a druhej hudźbje twarić. Tutón dar improwizacije a inspiracije zabjerje mjeztym wulki rum w jeje koncertach a nahrawanjach. Pianistka Martha Argerich pozbudźi ju, ze swojimi improwizacijemi ke koncertnemu žiwjenju přinošować.

    Za tym prašana, kak wona improwizacije bjez přihotowanja abo po přećach zdokonja, wona přeradźi: »Poprawom ničo nječinju. Tam něšto je, to prosće přez mnje běži«. Tak twori cyle njezaměnliwy a jónkrótny zwisk k swojemu publikumej a regionej, w kotrymž hraje. Legendarny je jeje wustup w Kölnskej filharmoniji we wobłuku MusikTriennale Köln, jako wona – publikum bě ju spěw zaspěwawši k tomu přeprosył  – na Bläck-Fööss-klasikarja »M’r losse d’r Dom en Kölle« improwizowaše. Njezadźiwa, zo Montero w přihotach na swój koncert na Łužiskim festiwalu lóšt dósta, so po prezentaciji klasiskeho programa z twórbami Johanna Sebastiana Bacha/ Ferruccio Busoni, Frédérica Chopina und Césara Francka tež ze serbskimi pěsnjemi rozestajeć. Festiwalny publikum smě wćipny być!

    Jako kritiska wuměłča da so wot towaršnostnych a politiskich temow wobwliwować; tak je na přikład swójska kompozicija »Ex Patria« jeje ródnemu krajej wěnowana. W decembrje 2018 bu Montero we wobłuku swjedźenskeho koncerta ze 4. mjezynarodnym mytom Beethovena za čłowječe prawa, měr, swobodu, wojowanje přećiwo chudobje a inkluziju Beethoven Academy wuznamjenjena, »jako počesćenje za jeje aktiwny towaršnostny a politiski angažement«. Montero angažuje so jako pósłanča Amnesty International, za swoju domiznu a za młodych wuměłcow z Venezuele.

    Sobuskutkowaca 
    Gabriela Montero (klawěr) 

    Mitwirkende
    Klavier Gabriela Montero

    Kooperationspartner
    Dorfkirche Cunewalde

  • 4. September, Bautzen / Budyšin, Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno
    © Marco Borggreve

    Auftakt: Beethovens Streichquartette Nr. 1–3

    04.09., 19:30
    Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno, Bautzen / Budyšin

    Das Quatuor Danel präsentiert alle Streichquartette Beethovens in der chronologischen Reihenfolge ihrer Entstehung an unterschiedlichen Orten im diesjährigen Lausitz Festival.  

    Im ersten Konzert auf dem Bildungsgut Schmochtitz St. Benno werden daher die Quartette in der Abfolge op. 18,3 – dann 18,1 und 18,2 zu hören sein, da die Nummerierung tatsächlich die Drucklegung widerspiegelt, aber nicht ihre Genesis 1798/99. Beethovens Schüler Carl Czerny bestätigt, dass die Nr. 3 in D-Dur das erste Streichquartett überhaupt war und sieht die Verschiebung auch inhaltlich: »vermutlich, weil das D-Dur unbestimmt mit der Septime anfängt, was damals noch unerhört war.« 

    Zum elegischen Adagio seines als Zweites zu hörenden Quartetts, op. 18,1, wurde Beethoven durch das tragische Finale von Shakespeares »Romeo und Julia« inspiriert. Der Abschied der Liebenden mag auch autobiografisch gedeutet werden, denn der Komponist lernte während der Abfassung Josephine Brunsvik kennen, die nicht nur als Adressatin seines späteren »Brief an die unsterbliche Geliebte« gilt, sondern der er auch eine Liedvertonung von Goethes »Ich denke dein« widmete, die sich im Hauptthema dieses wehmütigen Satzes verarbeitet findet.  

    Das Opus 18, 2, das heute als letztes erklingt, wird auch als »Komplimentierquartett« bezeichnet, da es den eleganten, tänzerischen Schwung aristokratischer Bälle vermittelt. Dennoch wird gerade im vierten Satz deutlich, wie überraschend mutig Beethoven bereits hier in der Harmonik wird und Tonarten ohne traditionelle Übergänge zusammenbindet.      

    Die zeitgenössische Kritik war von den ersten drei Quartetten begeistert: Die »vortrefflichen Arbeiten von Beethoven […] geben einen vollgültigen Beweis für seine Kunst: doch müssen sie öfters und sehr gut gespielt werden, da sie sehr schwer auszuführen und keineswegs populär sind.« Inzwischen zählen sie mit den nächsten drei zu den sehr beliebten frühen Quartetten, die dem Auftraggeber, dem Fürsten Lobkowitz, gewidmet sind, und in Schmochtitz lässt sich nun die Entwicklung des Genres durch das in Brüssel beheimatete Quatuor Danel erfahren.  

    Mitwirkende
    Violine Marc Danel
    Violine Gilles Millet
    Bratsche Vlad Bogdanas
    Cello Yovan Markovitch

  • 4. September, Altdöbern, Schloss Altdöbern
    © Jörg Simanowski

    Lautten Compagney: »Behold a Wonder Here« – John Dowland und der Runde Tisch um 1600

    04.09., 19:30
    Schloss Altdöbern

    Zu Lebzeiten von John Dowland (1563–1626) gab es keinen Konzertbetrieb, wie wir ihn heute kennen. Das Musizieren war eher eine Art »PRIVATE MUSICKE«, wie der Titel eines barocken Liederbuches von Martin Peerson suggeriert. Die Mitglieder adliger und vornehmer bürgerlicher Familien konnten in der Regel Laute spielen, singen und tanzen. Man musizierte für sich selbst oder engagierte Profis und hörte ihnen im privaten Rahmen und im kleinen Kreis zu. Auch John Dowland war ein viel gebuchter und gefragter Lautenspieler. Seine »Books of Songs and Ayres« sind für diesen Zweck in einer ganz bestimmten Form gedruckt worden. Man sitzt gemeinsam an einem Tisch im Kreis und kann alle Parts aus einem Buch lesen. 

    Beginnend mit dem Jahr 1597 erschienen mehrere seiner Liederbücher. In ihrer einzigartigen Qualität der Verbindung von Text und Musik lassen sie sich durchaus mit den Liedern anderer berühmter Musiker wie Henry Purcell, Carl Philipp Emanuel Bach, Franz Schubert oder Johannes Brahms auf eine Stufe stellen, allerdings sind viele der Ayres von Dowland ursprünglich für ein Vokalquartett mit der Begleitung von Laute und Gambe gedacht, auch wenn sie heutzutage oft solistisch präsentiert werden.  

    Der Runde Tisch, der hier mit Musik von 1600 klingt, hat rund 400 Jahre zuvor Eingang in die Artus-Literatur mit der Tafelrunde gefunden und war rund 400 Jahre danach politischer Verhandlungsplatz der gesellschaftlichen Transformationsprozesse der Wendejahre 1989/1990 in Polen, der DDR, Ungarn und Bulgarien, an dem sich ein zum Teil erbitterter aber letztlich freier und toleranter Austausch zwischen Andersgesinnten ereignete. Die Wiederaufführung dieser Musik in ihrer originalen Form ist der lautten compagney ein Anliegen: Vier Sänger:innen und drei Instrumentalist:innen sitzen um den runden Tisch und musizieren Dowlands Lieder. Sie kommunizieren auf diese spezielle Art mit sich selbst und auch mit einem modernen Publikum. Die Klänge finden so einen anderen Weg als bei »frontalen« Darbietungen.

    Programm
    John Dowland:
    Unquiet thoughts – 1. Buch
    Stay time awhile thy flying – A Pilgrim‘s Solace
    Time stands still – 3. Buch
    Fine Knacks for ladies – 2. Buch
    Can she excuse my wrongs – 1. Buch
    O sweet woods – 2. Buch
    Flow my tears – 2. Buch
    Now o now I needs must part – 1. Buch (instrumental)
    Humor say what mak’st thou here? – 2. Buch
    A shepherd in a shade – 2. Buch
    Were every thought an eye – A Pilgrim‘s Solace
    My thoughts are winged with hopes – 1. Buch
    What poor astronomers are they – 3. Buch
    Behold a wonder here – 3. Buch
    Clear or cloudy sweet as April showring – 2. Buch
    Come again, sweet love – 1. Buch

    *Die Quellen dieses Programms sind die drei Songbooks und A Pilgrim‘s Solace

    1597–First Book of Songs or Ayres
    1600–Second Book of Songs or Ayres
    1603–Third Book of Songs or Ayres
    1612–A Pilgrim‘s Solace

    Mitwirkende
    Sopran Anna Moritz
    Alt Julia Böhme
    Tenor Johannes Gaubitz
    Bass Cornelius Uhle
    Viola da Gamba Ulrike Becke
    Theorbe, Orpharion Hans-Werner Apel
    Laute und Musikalische Leitung Wolfgang Katschner

  • 5. September, Röderland, Fachwerkkirche Gut Saathain
    © Marco Borggreve

    Exposition: Beethovens Streichquartette Nr. 4–6

    05.09., 19:30
    Fachwerkkirche Gut Saathain, Röderland

    Am zweiten Tag der Präsentation aller Streichquartette Beethovens in chronologischer Reihenfolge ihrer Entstehung im Lausitz Festival ist die zweite Gruppe von Quartetten op. 18 zu hören, die der Komponist mit einer Widmung ihrem Auftraggeber, Fürst Lobkowitz, um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gemacht hat.   

    Zunächst erklingt Nr. 5 in A-Dur, ein Werk, das sich in Tonart, Harmonik und Rhythmik an Mozarts Streichquartett KV 464 orientiert – in beiden Werken ist der zweite Satz als Menuett und der dritte in Variationsform gestaltet – und den damals bereits Verstorbenen ehrt. Carl Czerny erinnert sich an Beethovens Reaktion bei der Durchsicht von Mozarts A-Dur Quartett: »Das ist ein Werk! Da sagte Mozart der Welt: ›Seht, was ich machen könnte, wenn für euch die Zeit gekommen wäre!‹« Von dieser Hommage an die Konvention verabschiedet sich Beethovens Quartett Nr. 4 in c-Moll, wenn es in dramatischem Duktus beginnt: Das Hauptthema durchläuft Doppelschläge sowie Intervallsprünge und leitet in Fortissimo-Akkorden zu Seitenthemen über und erinnert damit an seine ebenfalls in c-Moll geschriebene und direkt vor dem Abfassen dieses Quartetts vollendete Klaviersonate Nr. 8, die »Pathétique«.  

    Nach der Pause erklingt das im Frühsommer des Jahres 1800 entstandene Streichquartett Nr. 6 B-Dur. Das sprudelnde Allegro des ersten Satzes ist mehrfach geprägt von einem Doppelschlag, der sich mit einem aufsteigenden Dreiklangmotiv in der ersten Violine zum Hauptthema formiert. Der Doppelschlag wird von den anderen Instrumenten aufgegriffen und findet sich in der Durchführung und der Reprise dieses traditionellen Sonatenhauptsatzes wieder. Besonders bemerkenswert ist der aus zwei Teilen bestehende vierte Satz, der »La Malinconia«, die Schwermut, bezeichnet ist: Er beginnt mit einer mehrfach einsetzenden schmerzhaften Melodie, die in einem grüblerischen Seufzer endet. Nach dem Adagio, scheint der zweite Teil des Quartettfinales als »Allegretto quasi Allegro« im 3/8-Takt von einer überdreht fröhlichen Natur beseelt, doch kehrt das Adagio des Satzanfangs zweimal zurück, so dass die betitelte Melancholie vielmehr eine eher manisch-depressive Stimmung in Tönen erfahren lässt. Oft wird dafür Beethovens Umgang mit seiner beginnenden Taubheit angeführt und die Musik als Kommentar zum persönlichen Leben verstanden, gleichwohl die Kunst uns auch etwas über das Andere in allgemeingültiger Form vermittelt.     

    Mitwirkende
    Violine Marc Danel
    Violine Gilles Millet
    Bratsche Vlad Bogdanas
    Cello Yovan Markovitch

  • 6. September, Görlitz, Pfarrkirche St. Peter und Paul
    © Jānis Deinats

    Lichte Wehmut und Götterkräfte: Baltische Klangwelten

    06.09., 19:30 Uhr
    Pfarrkirche St. Peter und Paul, Görlitz

    Ein Grundgefühl lichter Wehmut durchzieht das sphärisch-spirituell angelegte Programm des Grammy-prämierten Lettischen Radiochores in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Görlitz. Unter der Leitung seines langjährigen Chefdirigenten Sigvards Kļava singt der Chor aus Riga Werke zeitgenössischer baltischer Komponist:nnen – wie etwa Arvo Pärt und Pēteris Vasks. Aber auch Olivier Messiaen darf in diesem Konzert nicht fehlen: »Sein Louange à l’Éternité de Jésus«, das den 5. Satz des im heutigen Zgorzelec komponierten »Quatuor pour la fin du temps« bildet, erklingt als musikalische Brücke von Frankreich über Deutschland und Polen bis ins Baltikum. 

    Programm
    Ēriks Ešenvalds: A Drop in the Ocean
    Arvo Pärt: Nunc dimittis
    Žibuoklė Martinaitytė: Aletheia
    Santa Ratniece: Chu Dal
    Mārtiņš Viļums: Le temps scintille
    Olivier Messiaen/Clytus Gottwald: Louange à l`Éternité de Jésus
    Pēteris Vasks: Mūsu māšu vārdi (Our mothers’ names) 

    Mitwirkende
    Dirigent Sigvards Kļava
    Chor Lettischer Radiochor

  • 6. September, Cottbus / Chóśebuz, Altes Stadthaus
    © Lausitz Festival

    Lausitz Labor »Für Alle.« Die Anmaßung der Philosophie, Das Bedürfnis der Philosophie

    06.09., 11:00
    Altes Stadthaus, Cottbus / Chóśebuz

    Die fünfte Ausgabe des Lausitz Festivals 2024 findet in einem Jahr statt, das von Ohnmacht, Gewalt, Unfreiheit und Unsicherheit gekennzeichnet zu sein scheint. Die erschütternden kriegerischen Geschehnisse des letzten Jahres vergrößern den bereits existierenden Konfliktstoff innerhalb der Bevölkerung einer Region, die von den ökonomischen, politischen, kulturellen Spannungen des Strukturwandels alltäglich betroffen sind. 

    Doch gerade Gebiete, die in einem tiefgreifenden Umbruch sind, brauchen Raum für Reflexionen und künstlerische Experimente, die die Gegenwart zu erfassen und dabei in die Zukunft zu weisen vermögen. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung und Wirkmächtigkeit die Reflexionen und Experimente von Philosophie und Kunst in unserer Gesellschaft haben können. Sie treffen auf Zweifel und Ablehnung; sie gelten als elitär und weltfremd, ihre Versuche einzugreifen erscheinen als überheblich und aktivistisch. Muss also der Anspruch von Denken und Kunst, eine politische und gesellschaftliche Funktion zu erfüllen, preisgegeben werden? Oder können sie individuelle und kollektive Erfahrungen ermöglichen, die wichtig, ja, vielleicht entscheidend sind?

    Wie kann Wissen in der gegenwärtigen Gesellschaft organisiert, produziert und vermittelt werden und welche Rollen spielen dabei die (alten wie neuen) Medien? Welche Formen des Wissens sind öffentlich verfügbar und welche Medien ermöglichen es, an Erfahrung und Wissen anderer teilzuhaben? Wie tauscht man Wissen und Erfahrung aus und welche Kanäle sind glaubhaft, welchen Quellen vertrauen wir? Wer verhandelt mit wem und auf welche Weise den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft? Wie kann der Dialog gelingen, außerhalb des eigenen sozialen Biotops, der eigenen »Blase«? Bedarf es dafür Anstöße, Erfahrungen, Gedanken, Inszenierungen von außen, die uns mit einem fremden, ja verfremdenden Blick konfrontieren?

    Das Lausitz Labor als Ort für Debatte und Kunst lädt sein Publikum ein, die eigenen Irritationen angesichts der gesellschaftspolitischen Situation im Medium der Philosophie und in Anlehnung an die Kunstwerke des Festivals zu reflektieren. Es stellt an Philosophie und Kunst die Frage »Für wen?«.

    Das Lausitz Labor hat ausgewiesene Expert:innen aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Literatur, Kunst- und Theaterwissenschaften für drei Tage in die Lausitz eingeladen, um die Rolle von Philosophie und Kunst in der Gesellschaft zu untersuchen.

    Die am Freitag stattfindenden Diskussionen widmen sich der Frage nach dem Verhältnis der Philosophie zum Leben; es geht um die Reflexionsperspektive und Theoriebildung der Philosophie. Die Philosophie ist eine Art des Denkens, die sich vom Leben entfernt und aus dieser Ferne auf es schaut. Dabei beansprucht sie zugleich, etwas zu sehen, das im Leben wichtig ist; das ist ihre Anmaßung. Aber dem scheint zugleich ein Bedürfnis der Gesellschaft zu entsprechen, in dieser Weise reflektiert zu werden. Wie lässt sich dies verstehen? Und kann die Philosophie diesem Bedürfnis genügen?

    Freitag 06.09.24
    11:00–13:30 Panel 1 Die Anmaßung der Philosophie
    Vortragende: Alex Demirović, Anne Eusterschulte

    15:00–17:00 Panel 2 Das Bedürfnis der Philosophie
    Vortragende: Susan Neiman, Richard David Precht

    Mitwirkende
    Kuration und Moderation Christoph Menke, Christiane Voss Lars Dreiucker, Fulvia Modica

  • 6. September, Lübben (Spreewald) / Lubin, Wappensaal im Schloss zu Lübben / Lubin
    © Marco Borggreve

    Durchführung: Beethovens Streichquartette Nr. 7–9

    06.09., 19:30
    Wappensaal im Schloss zu Lübben / Lubin

    Im Rahmen der Präsentation aller Streichquartette Beethovens in der Reihenfolge ihrer Entstehung erklingen nun die drei Werke op. 59, die als Rasumowsky-Quartette gruppiert werden. Diesen Beinamen verdanken die Quartette ihrem Auftraggeber, dem russischen Diplomaten und Botschafter am Wiener Hof, dem Fürsten Andrej Rasumowsky. 

    Diese drei Streichquartette, das mittlere in Moll, die beiden anderen in Dur, wurden im Lauf des Jahres 1806 komponiert – einer extrem produktiven Phase Beethovens und eine Zeit des Umbruchs. Nach der Selbstkrönung Napoleons zum Kaiser 1804 nahm Beethoven die Widmung seiner dritten Symphonie, der »Eroica«, wieder zurück, und auch wenn er immer noch finanziell vom Adel abhängig war, suchte er ein neues Publikum im Bürgertum. So fand er Inspiration in Ignaz Schuppanzigh und dessen gleichnamigen Ensemble, das dieses sowie viele weitere Quartette Beethovens uraufführte. Die Komplexität und Schwierigkeit der Musik forderte fortan Musiker und Publikum heraus.  

    Gerade aufgrund des ersten Satzes wird die Nr. 7 in F-Dur auch als »Eroica der Streichquartette« tituliert: Das Cello singt ein Thema, das von den anderen Instrumenten aufgegriffen und in der Durchführung reich variiert wird. Auch der zweite Satz, ein Scherzo, beginnt mit dem Cello, dem die Violine antwortet – schon hier klingt das Moll-Thema des dritten Satzes an, und es wird die immer engere Verknüpfung der Sätze miteinander spürbar. Das wehmütige Adagio des dritten Satzes geht von einer Violinkadenz und einem Triller direkt in den Abschluss des tänzerischen Allegro-Rondos des Cellos über, das als »Thème Russe« etikettiert ist und sich eines russischen Volkslieds bedient. Der Satz scheint klanglich zart zu verebben, doch rasen in galoppierendem Gelächter neun Schlussakkord-Takte hinterher.  

    Das Streichquartett Nr. 8 ist in der seltenen Tonart e-Moll verfasst, die Beethoven nur in der Klaviersonate Nr. 27 sowie in einem Satz der neunten Klaviersonate und dem Andante seines vierten Klavierkonzerts benutzt. Nach zwei Akkordschlägen und einer Generalpause eröffnet das aus Dreiklangmotiv und abstürzenden Sechzehnteln bestehende Hauptthema. Die beiden Akkordschläge finden sich 26-mal und der Generalpausentakt 19-mal im ersten Satz und scheinen, eine zögernde Ziellosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Eine weitere rhythmische Besonderheit findet sich im dritten Satz, dessen tänzerisches Thema mit Synkopen beginnt und sich des russischen Volkslieds »Sláva Bogu na nebe« bedient. Die Melodie wird im Verlauf kontrapunktisch bearbeitet, während dann im Final-Rondo des vierten Satzes ein tänzerisches Thema in C-Dur beginnt und erst allmählich zur e-Moll-Tonika findet; das vorzeichenlose Thema weist so bereits harmonisch auf das nächste Quartett.  

    Der erste Satz der Nr. 9 in C-Dur wird langsam durch mehrere unaufgelöste Akkorde eingeleitet, bevor dann eine Solo-Kadenz der Violine zum lebhaften Hauptthema überleitet. Das lyrisch-melancholische Adagio mit Cello-Pizzicati in a-Moll lässt sich als kritischer Blick in eine ungewisse Zukunft verstehen, während der dritte Satz höfische Tänze der Vergangenheit ironisiert, bevor dann der stürmische Abschlusssatz nicht nur dieses Quartett, sondern die ganze Rasumowsky-Gruppe fulminant abschließt. 

    Mitwirkende
    Violine Marc Danel
    Violine Gilles Millet
    Bratsche Vlad Bogdanas
    Cello Yovan Markovitch

  • 6. | 7. | 8. September, Guben / Gubin, Filmtheater Friedensgrenze
    © Rainer_Weisflog

    WIDERSTAND
    Theaterstück von Lukas Rietzschel

    06. und 07.09., 19:30
    08.09., 16:00

    Filmtheater Friedensgrenze, Guben / Gubin

    Ein Mikrokosmos in einem Dorf, irgendwo in unserer turbulenten Gegenwart. Isabell besucht ihre Eltern. Die Mutter ist schwer krank, der Vater scheint zu resignieren und flüchtet in eine Affäre. Der Nachbar, ein Polizist, hat einen kritischen Blick auf das System. Isabells alter Schulfreund jobbt als Paketbote und träumt vom eigenen Business. Man redet über Sorgen, Enttäuschungen und Sehnsüchte. Trotzdem herrscht gegenseitige Verständnislosigkeit; vieles bleibt unausgesprochen. Aber die Frage steht im Raum, ob man sich weiterhin »von oben« alles gefallen lassen will. Widerstand muss ja nicht immer nur als Protest mit Pappschildern auf Demos daherkommen … 

    Der in der Lausitz geborene und in Görlitz lebende Schriftsteller und Dramatiker Lukas Rietzschel skizziert in seinem vielbeachteten Theaterstück eine zunächst stille Radikalisierung gegen den als übermächtig empfundenen Staat und geht der Frage nach, warum sich Menschen von unserer Gesellschaft abwenden. 

    Das freie Produktionskollektiv theater.land, das professionelles Schauspiel in peripheren und ländlichen Räumen Brandenburgs initiiert, inszeniert »WIDERSTAND« im ehemaligen Filmtheater Friedensgrenze, einem Ort, mit dem viele Einwohner:innen der Stadt Guben Erinnerungen an gemeinschaftliche kulturelle Erlebnisse in früheren Zeiten verbinden.  

    Mitwirkende
    Schauspiel Josepha Grünberg
    Schauspiel Andreas Klumpf
    Schauspiel Felix Tittel
    Regie Wolfram Scheller
    Dramaturgie Aki Nom
    Bühne und Kostüm Anne Hölzinger
    Licht und Ton Paul Klinder

    Kooperationspartner
    theater.land

  • 7. September, Cottbus / Chóśebuz, Altes Stadthaus
    © Lausitz Festival

    Lausitz Labor »Für Alle.« Kognitiver Kapitalismus, Die Popularität der Popkultur

    07.08.,10:30
    Altes Stadthaus, Cottbus / Chóśebuz

    Die fünfte Ausgabe des Lausitz Festivals 2024 findet in einem Jahr statt, das von Ohnmacht, Gewalt, Unfreiheit und Unsicherheit gekennzeichnet zu sein scheint. Die erschütternden kriegerischen Geschehnisse des letzten Jahres vergrößern den bereits existierenden Konfliktstoff innerhalb der Bevölkerung einer Region, die von den ökonomischen, politischen, kulturellen Spannungen des Strukturwandels alltäglich betroffen sind. 

    Doch gerade Gebiete, die in einem tiefgreifenden Umbruch sind, brauchen Raum für Reflexionen und künstlerische Experimente, die die Gegenwart zu erfassen und dabei in die Zukunft zu weisen vermögen. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung und Wirkmächtigkeit die Reflexionen und Experimente von Philosophie und Kunst in unserer Gesellschaft haben können. Sie treffen auf Zweifel und Ablehnung; sie gelten als elitär und weltfremd, ihre Versuche einzugreifen erscheinen als überheblich und aktivistisch. Muss also der Anspruch von Denken und Kunst, eine politische und gesellschaftliche Funktion zu erfüllen, preisgegeben werden? Oder können sie individuelle und kollektive Erfahrungen ermöglichen, die wichtig, ja, vielleicht entscheidend sind?

    Wie kann Wissen in der gegenwärtigen Gesellschaft organisiert, produziert und vermittelt werden und welche Rollen spielen dabei die (alten wie neuen) Medien? Welche Formen des Wissens sind öffentlich verfügbar und welche Medien ermöglichen es, an Erfahrung und Wissen anderer teilzuhaben? Wie tauscht man Wissen und Erfahrung aus und welche Kanäle sind glaubhaft, welchen Quellen vertrauen wir? Wer verhandelt mit wem und auf welche Weise den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft? Wie kann der Dialog gelingen, außerhalb des eigenen sozialen Biotops, der eigenen »Blase«? Bedarf es dafür Anstöße, Erfahrungen, Gedanken, Inszenierungen von außen, die uns mit einem fremden, ja verfremdenden Blick konfrontieren?

    Das Lausitz Labor als Ort für Debatte und Kunst lädt sein Publikum ein, die eigenen Irritationen angesichts der gesellschaftspolitischen Situation im Medium der Philosophie und in Anlehnung an die Kunstwerke des Festivals zu reflektieren. Es stellt an Philosophie und Kunst die Frage »Für wen?«.

    Das Lausitz Labor hat ausgewiesene Expert:innen aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Literatur, Kunst- und Theaterwissenschaften für drei Tage in die Lausitz eingeladen, um die Rolle von Philosophie und Kunst in der Gesellschaft zu untersuchen.

    Die Diskussionen des Samstags werden sich zunächst mit der Frage der Verwertbarkeit, Reproduzierbarkeit und eindimensionalen Vermarktung des Wissens in einer kapitalistischen, technologischen und digitalisierten Gesellschaft beschäftigen. Wenn das Wissen selbst zur zentralen Produktivkraft geworden ist: Wie kann es dann diese Gesellschaft noch kritisch beobachten? Können sich dafür neue Orte und Medien bilden? Diese Fragen lassen sich auch mit Bezug zu zwei Theater-Produktionen des Festivals diskutieren, unter anderem Franz Kafkas »Bericht für eine Akademie«. Der zweite Teil des Tages widmet sich der Rolle der Kultur in der gegenwärtigen Wirtschaft und Gesellschaft. Die Kultur für alle ist darin schon längst verwirklicht – als Popkultur. Worin aber besteht die Popularität der gegenwärtigen Popkultur? Welche Inhalte, Formate und Medien sind populär? Und worin besteht die Politik der Popkultur? Kann man zwischen linker und rechter Popkultur unterscheiden?

    Samstag 07.09.24
    10:30–13:00 Panel 1 Kognitiver Kapitalismus
    Vortragende: Michael Hofmann, Raj Kollmorgen, Isabell Lorey

    15:00–17:30 Panel 2 Die Popularität der Popkultur
    Vortragende: Thomas Hecken, Andreas Ziemann 

    Mitwirkende
    Kuration und Moderation Christoph Menke, Christiane Voss Lars Dreiucker, Fulvia Modica

  • 7. September, Cottbus / Chóśebuz, Grüner Saal, Schloss Branitz
    © Marco Borggreve

    Beethoven am Morgen: Streichquartette Nr. 10–12

    07.09., 11:00
    Grüner Saal, Schloss Branitz

    Das Quatuor Danel präsentiert alle Streichquartette Beethovens in ihrer chronologischen Entstehungsfolge im diesjährigen Lausitz Festival. Das Streichquartett Nr. 10 op. 74 wird aufgrund der Pizzicati im ersten Satz auch als »Harfenquartett« tituliert. Beethoven komponierte es 1809 in der Tonart, in der zeitgleich auch sein letztes Klavierkonzert sowie die Klaviersonate »Les Adieux« entstand: Es-Dur. Diese heroisch strahlende Tonart ist auch ein Aufbegehren gegen Napoleon Bonaparte, der im Mai des Jahres Wien besetzte und im Oktober den Krieg gegen Österreich gewann. Während erste Kritiker den »düstern Geist« und »unnötigen Wirrwarr harter Dissonanzen« monierten, gefiel das Quartett dem aristokratischen wie bürgerlichen Publikum unmittelbar.

    Beethovens Streichquartett Nr. 11 f-Moll op. 95 entstand ab 1810 und wurde vor seiner Uraufführung 1814 noch einmal überarbeitet; es bildet den Schlusspunkt der »Mittleren Quartette« und ist formal wie harmonisch extrem komprimiert; Beethoven selbst klassifizierte sein »Quartetto serioso« als »für einen kleinen Kreis von Kennern geschrieben und [...] ist nie öffentlich aufzuführen«. Die düstere Aura wird oft unglücklichen Lieben Beethovens zugeschrieben, doch das lebhafte Thema des Rondo-Finales strahlt letztlich unbeschwert in leuchtendem F-Dur – klingende Überwindung der eigenen Einsamkeit oder lediglich romantische Ironie der Hoffnung?

    Beethoven begann die Reihe der »Späten Quartette« 1824 nach Abschluss seiner neunten Symphonie mit der Komposition seines Streichquartetts Nr. 12 Es-Dur op. 127; 1826 erscheint es als einziges der späten Quartette noch zu seinen Lebzeiten im Druck. Der russische Fürst Galitzin hatte drei Quartette bei Beethoven in Auftrag gegeben – die Nr. 12 ist das erste der Gruppe und beginnt mit einem prägnanten Maestoso, das sich drei Mal im ersten Satz findet. Dieser wird mit einem zarten melodischen Austausch beendet, der laut Beethoven »allzeit verdient, allem übrigen vorgezogen zu werden«. Die Uraufführung 1825 geriet allerdings noch zum Fiasko, da nach zu geringer Probenzeit dem Violinisten außerdem eine Saite riss, doch seit der zweiten Aufführung erfreut sich das technisch schwierige und poetisch reiche Stück großer Beliebtheit.  

     

    Beethoven am Nachmittag: Streichquartette Nr. 15, Nr. 13 mit großer Fuge

    07.09., 16:00
    Grüner Saal, Schloss Branitz

    Nachdem vormittags bereits die Reihe der späten Quartette eröffnet wurde, setzt sich die Präsentation aller Beethoven-Quartette in ihrer chronologischen Entstehungsreihe durch das Quatuor Danel nachmittags mit der fünfsätzigen Nr. 15 in a-Moll op. 132 aus dem Jahr 1825 fort. Ein ruhiger Mittelpart wird von Tanzsätzen flankiert, so dass sich dieses avantgardistische Quartett in der ungewöhnlichen Tonart a-Moll formal einem Divertimento annähert. Den dritten Satz mit seinen choralartigen Sequenzen versah Beethoven mit dem Zusatz »Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart« – ein Verweis darauf, dass der Komponist seine Arbeit damals für mehrere Wochen unterbrechen musste, um sich von einer schweren Krankheit zu erholen. Energische Passagen werden mit dem Vermerk »Neue Kraft fühlend« ausgezeichnet, so dass man beim Hören ein Aufbegehren gegen menschlichen Verfall sinnlich erlebt. Die Uraufführungskritik weiß zu berichten, dass die Musik »abermals groß, herrlich, ungewöhnlich, überraschend und originell [ist], muss aber nicht nur öfters gehört, sondern ganz eigentlich studiert werden«. 

    Das sogar sechssätzige Streichquartett Nr. 13 B-Dur op. 130 wird hier in der originalen Version mit der Großen Fuge gespielt, die Beethoven später auf Bitte seines Verlegers für einen konventionelleren Schluss ersetzte. Dem Fachkritiker im Uraufführungsjahr kam der Fugensatz »unverständlich, wie Chinesisch« vor. Seitdem streiten die Experten, ob Beethoven einer Vermarktungsstrategie folgte und der raffinierte, später selbständig publizierte Fugensatz nicht vielmehr in die Moderne weise. Igor Strawinsky jedenfalls vermerkte: »Die Große Fuge scheint mir heute das perfekteste Wunderwerk in der Musik. Es ist auch das absolut Zeitgenössischste aller Stücke, die ich kenne und bleibt für immer zeitgenössisch.« Dem ersten Satz des Quartetts liegt – wie den ersten Sätzen von Nr. 14 und Nr. 15 – die Viertongruppe gis-a-f-e zugrunde, weist drei Themen auf und deutet die Sonatenhauptsatzform nur noch an. Der dreiteilig lyrischen Cavatine des fünften Satzes wird schon in der frühen Biografik Beethovens besondere Wertschätzung attestiert; so ist bei Lenz zu lesen, Beethoven habe »sie wirklicher unter Thränen der Wehmuth komponirt, und gestand mir, daß noch nie seine eigene Musik einen solchen Eindruck auf ihn hervorgebracht habe, und daß selbst das Zurückempfinden dieses Stückes, ihm immer neue Thränen koste.«

    Mitwirkende
    Violine Marc Danel
    Violine Gilles Millet
    Bratsche Vlad Bogdanas
    Cello Yovan Markovitch

    Kooperationspartner
    Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

  • 7. September, Görlitz, Gleis 1 – KulTourSalon im Bahnhof
    © Metod Bočko

    Ein herrlicher Flecken Erde
    Szenische Lesung aus Radka Denemarkovás Roman »Das Geld von Hitler« - Autorinnengespräch im Anschluss

    07.09., 19:30
    Gleis 1 – KulTourSalon im Bahnhof Görlitz

    Sie glaubte, die Hölle läge hinter ihr, als die sechzehnjährige Gita im Frühling 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz kommend in ihr böhmisches Heimatdorf zurückkehrt. Aber es gibt für sie kein Ankommen. Der Familienbesitz wurde konfisziert; Menschen, die einst auf dem Gut und den Werkstätten ihres Vaters lebten und arbeiteten, bezichtigen die deutschsprachige jüdische Tochter eines tschechoslowakischen Staatsbürgers als Staatsfeindin.

    Sechzig Jahre danach kehrt sie zurück, eine alte Dame, deren Wundmale nicht verheilen wollen. Das Gesetz hat die Familie endlich rehabilitiert. Frau Dr. Gita Lauschmanová verlangt Gerechtigkeit. Aber auch Jahrzehnte später werden die Fragen nach Schuld und Unschuld unterschiedlich beantwortet.

    Der konzeptionelle Kontext, in dem sich die fünfte Festivalausgabe bewegt, zielt auf die Begegnung und den Umgang mit »dem Anderen« – hier stellt sich die politische Frage, aus welchem Anlass »das Andere« als das Fremde empfunden, klassifiziert und stigmatisiert wird.

    Denemarkovás Roman richtet den Blick zurück auf ein Kapitel verdrängter deutsch-tschechischer Nachkriegsgeschichte. »Peníze od Hitlera« erschien 2006 in Tschechien und 2009 in deutscher Übersetzung unter dem Titel »Ein herrlicher Flecken Erde«. Die Neuausgabe unter dem Titel »Das Geld von Hitler« kam im Frühjahr 2024 auf den Buchmarkt. Der Roman wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt – zuletzt ins Ukrainische – und als Theaterfassung von tschechischen Bühnen adaptiert.

    Radka Denemarková trägt mit ihrer literarischen Stimme wesentlich zur kulturellen Identität Europas bei. In ihren ins Deutsche übersetzten Romanen tritt sie als kompromisslose Verfechterin der Menschenrechte und damit auch der Rechte von Frauen in Erscheinung. Die polnische Nobelpreisträgerin bezeichnet die Prosa von Denemarková als »Zauberspiegel«.

    Im Anschluss an die Lesung findet ein Gespräch mit der Autorin statt.

    Mitwirkende
    Lesung Radka Denemarková (Autorin)
    Lesefassung und Moderation Heike Merten-Hommel
    Schauspiel zwei Schauspieler:innen

  • 7. September, Kamenz / Kamjenc, Klosterkirche St. Annen
    © anna.s.

    Liederabend Camilla Nylund: »Über die Romantik hinaus«

    07.09., 19:30
    Klosterkirche St. Annen, Kamenz / Kamjenc

    Die finnische Sopranistin Camilla Nylund gehört zu den international begehrtesten Sängerinnen ihres Fachs und ist an den bedeutendsten Opern- und Konzertbühnen regelmäßig gefeierter Gast. Ihr Repertoire schließt dabei alle großen Rollen des klassisch-romantischen Repertoires ein, wobei sie besonders mit den Partien Wagners und Strauss’ immer wieder künstlerische Maßstäbe setzt, zuletzt in der Dresdner Semperoper als Isolde und Kaiserin. Dort wurde sie – wie auch von der Wiener Staatsoper – mit der Verleihung des Titels »Kammersängerin« geehrt.

    Ein besonderes Augenmerk Nylunds gilt allerdings ebenfalls dem Genre des Lieds. Für ihren Liederabend beim Lausitz Festival hat sie ein ausgesuchtes Programm im Gepäck, darin Vertonungen romantischer Gedichte von Erich Wolfgang Korngold, Alexander von Zemlinskys »Waldgespräch«, in welchen bereits die Moderne aufscheint, Lieder des finnischen Komponisten Armas Järnefelt in romantischer Tradition und frühe Lieder von Alban Berg. Außerdem dürfen sich ihre Zuhörer:innen auf Gustav Mahlers Vertonung von Friedrich Rückerts Lyrik sowie auf Lieder von Richard Strauss freuen. Große Komponisten des beginnenden 20. Jahrhunderts setzen sich mit der Dichtung der Romantik auseinander und weiten die Grenzen des Lieds gerade auch in der farbenfrohen Klavierbegleitung, für die der weltweit erfolgreiche Helmut Deutsch verpflichtet wurde. Eine tonschöne Reise über die Romantik hinaus!  

    Programm
    Erich Wolfgang Korngold: Vier Lieder aus op. 9
    Alexander Zemlinsky: Waldgespräch
    Armas Järnefelt: Ausgewählte Lieder
    Alban Berg: Sieben frühe Lieder
    ---
    Gustav Mahler: Rückert-Lieder
    Richard Strauss: Vier Lieder, op. 27

    Mitwirkende
    Sopran Camilla Nylund
    Klavier Helmut Deutsch

  • 8. | 10. | 11. | 12. September, Weißwasser O.L. / Běła Woda, TELUX Gelände
    © Lausitz Festival

    Franz Kafka: »Ein Bericht für eine Akademie«

    08. | 10. | 11. | 12.09., 19:30
    TELUX Gelände, Weißwasser O.L. / Běła Woda

    In der Hauptrolle ein Affe. Er lebt nicht im Zoo hinter Gittern, sondern ist der große Star der Varietés. Vor die hohe Akademie ist er geladen, um über seine spektakuläre Wandlung vom Affen zum Menschen zu berichten. Aber wird er die ganze Wahrheit preisgeben? Sein »Aufstieg« ist die Geschichte von schmerzlichen Niederlagen und triumphalen Siegen. Unter dem Beifall seiner Bändiger wird er zum komisch-tragischen Held. Ein Affe als Charlie Chaplin? »Rotpeter« – so sein Menschen-Name – hat vor allem das Saufen gelernt … Wir lachen, weinen und erschrecken …

    Mit dieser Aufführung feiern wir Franz Kafka, einen der großen deutschen Schriftsteller, in unserer Gegenwart. Er ist vor 100 Jahren, 40jährig, in einer Klinik bei Wien an Tuberkulose gestorben. Von seinem Weltruhm hat er nie erfahren, alles Geschriebene sollte nach seinem Tod verbrannt werden. Dem Schriftsteller-Freund Max Brodt ist zu verdanken, dass Kafkas Werk erhalten blieb: Geschichten von Außenseitern und Suchenden, Helden des Alltags in einer absurd entfremdeten Gesellschaft, die Anpassung, Gehorsam und »Norm« erwartet. Erschrecken, Mitgefühl und Gelächter – das liegt bei Kafka sehr nah beieinander.

    Der Regisseur Claus Peymann hat Theatergeschichte geschrieben. Er war Theaterdirektor in Frankfurt, Stuttgart, Bochum, am Wiener Burgtheater und – in der Nachfolge Bertolt Brechts und Heiner Müllers – am Berliner Ensemble. Seine Uraufführungen der Stücke von Peter Handke, Thomas Bernhard, Peter Turrini und Elfriede Jelinek lösten heftige politische Auseinandersetzungen aus. Die Erregung über Bernhards »Heldenplatz« gilt als größter Theaterskandal der österreichischen Nachkriegs-Geschichte.

    In der Aufführung lernen wir einen sehr jungen Schauspieler aus Wien kennen: Nico Dorigatti. Neben seinem Studium am Max-Reinhardt Seminar absolvierte er eine Ausbildung zum Stuntman – die beste Voraussetzung, einen Affen zu spielen? Dorigatti gab sein Debüt im Wiener Theater in der Josefstadt als Lucky in Claus Peymanns Inszenierung »Warten auf Godot«. Das Publikum feierte ihn als Entdeckung des Jahres – und als exzellenten Komödianten.

    Ein Affe als Theaterstar? – das Lausitz Festival macht es möglich: Der Lichtsaal der ehemaligen Telux- Glas-Fabrik in Weißwasser wird zum Schauplatz der Tragik-Komödie eine Affens.

    Mitwirkende
    Schauspiel Nico Dorigatti
    Regie Claus Peymann
    Bühne Paul Lerchbaumer
    Kostüme Su Bühler
    Licht Henning Streck
    Dramaturgie Jutta Ferbers
    Dramaturgische Begleitung Michael Höppner

    Kooperationspartner
    Soziokulturelles Zentrum Telux, Weißwasser
    Telux Glasproducts & Components

  • 8. September, Cottbus / Chóśebuz, Altes Stadthaus
    © Lausitz Festival

    Lausitz Labor »Für Alle.« Die Politik des Theaters, Kunst und Aktivismus

    08.09., 10:15
    Altes Stadthaus, Cottbus / Chóśebuz

    Die fünfte Ausgabe des Lausitz Festivals 2024 findet in einem Jahr statt, das von Ohnmacht, Gewalt, Unfreiheit und Unsicherheit gekennzeichnet zu sein scheint. Die erschütternden kriegerischen Geschehnisse des letzten Jahres vergrößern den bereits existierenden Konfliktstoff innerhalb der Bevölkerung einer Region, die von den ökonomischen, politischen, kulturellen Spannungen des Strukturwandels alltäglich betroffen sind. 

    Doch gerade Gebiete, die in einem tiefgreifenden Umbruch sind, brauchen Raum für Reflexionen und künstlerische Experimente, die die Gegenwart zu erfassen und dabei in die Zukunft zu weisen vermögen. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung und Wirkmächtigkeit die Reflexionen und Experimente von Philosophie und Kunst in unserer Gesellschaft haben können. Sie treffen auf Zweifel und Ablehnung; sie gelten als elitär und weltfremd, ihre Versuche einzugreifen erscheinen als überheblich und aktivistisch. Muss also der Anspruch von Denken und Kunst, eine politische und gesellschaftliche Funktion zu erfüllen, preisgegeben werden? Oder können sie individuelle und kollektive Erfahrungen ermöglichen, die wichtig, ja, vielleicht entscheidend sind?

    Wie kann Wissen in der gegenwärtigen Gesellschaft organisiert, produziert und vermittelt werden und welche Rollen spielen dabei die (alten wie neuen) Medien? Welche Formen des Wissens sind öffentlich verfügbar und welche Medien ermöglichen es, an Erfahrung und Wissen anderer teilzuhaben? Wie tauscht man Wissen und Erfahrung aus und welche Kanäle sind glaubhaft, welchen Quellen vertrauen wir? Wer verhandelt mit wem und auf welche Weise den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft? Wie kann der Dialog gelingen, außerhalb des eigenen sozialen Biotops, der eigenen »Blase«? Bedarf es dafür Anstöße, Erfahrungen, Gedanken, Inszenierungen von außen, die uns mit einem fremden, ja verfremdenden Blick konfrontieren?

    Das Lausitz Labor als Ort für Debatte und Kunst lädt sein Publikum ein, die eigenen Irritationen angesichts der gesellschaftspolitischen Situation im Medium der Philosophie und in Anlehnung an die Kunstwerke des Festivals zu reflektieren. Es stellt an Philosophie und Kunst die Frage »Für wen?«.

    Das Lausitz Labor hat ausgewiesene Expert:innen aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Literatur, Kunst- und Theaterwissenschaften für drei Tage in die Lausitz eingeladen, um die Rolle von Philosophie und Kunst in der Gesellschaft zu untersuchen.

    Der Sonntag steht im Zeichen des Theaters, das neben Kafkas »Bericht für eine Akademie« auch mit Shakespeares »Othello« vertreten ist. Zur Debatte steht, wie sich das Theater historisch als Erfahrungsform der Teilhabe entwickelt hat, wie das Publikum in geschichtlich unterschiedlichen Theatermodellen das Publikum gedacht und adressiert wurde. Welche Theatermodelle, Konzepte und Praktiken sind heute noch aktuell? Wie ist der Aktivismus im Theater und des Theaters zu verstehen? Lässt sich so ein Theater machen, das für alle ist?

    Sonntag 08.09.24.
    10:15–12:15 Panel 1 Die Politik des Theaters
    Vortragende: Barbara Gronau, Patrick Primavesi

    12:45–14:45 Panel 2 Kunst und Aktivismus
    Vortragende: Carl Hegemann, Armin Petras 

    Mitwirkende
    Kuration und Moderation Christoph Menke, Christiane Voss Lars Dreiucker, Fulvia Modica

  • 8. September, Zittau, Museum Kirche zum Heiligen Kreuz
    © Marco Borggreve

    Ab- und Aufschluss: Finale aller Streichquartette Beethovens – Nr. 14, Nr. 16 und Rondo

    08.09., 11:00
    Museum Kirche zum Heiligen Kreuz, Zittau

    »Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.« Beethoven

    »Hudźba je wyše dopóznaće hač wša mudrosć a filozofija.« Beethoven

    Das Quatuor Danel präsentiert alle Streichquartette Beethovens im diesjährigen Lausitz Festival in der Abfolge ihrer Entstehung. Zum Abschluss erklingen unter anderem das letzte vollendete Werk des Komponisten, sein Streichquartett Nr. 16 op. 135 in F-Dur sowie das Rondo, das nachträglich anstelle der Großen Fuge als Finalsatz des 13. Streichquartetts vorgesehen war. Beethoven kam der Bitte seines Verlegers nach, einen konventionelleren Schluss für dieses zu finden – dem Kritiker der Uraufführung kam der Fugensatz »chinesisch« vor. Seitdem streiten die Experten, ob dieser neue, nun eingängliche Schluss nicht primär einer Vermarktungsstrategie folgte oder ob das Rondo nicht eine raffinierte Summe des Genres zeigte.

    Das letzte Streichquartett wurde 1826 abgeschlossen, jedoch klingen auch Huldigungen an die vergangene Klassik Haydns und Mozarts an. Eröffnet wird dieses Konzert mit dem Streichquartett Nr. 14 in cis-Moll op. 131, das Beethoven ebenfalls 1826 abschloss. Dessen Tonart ist ungewöhnlich – Beethoven setzt sie nach der »Mondscheinsonate« erst zum zweiten Male überhaupt ein und platziert im ersten Satz eine Adagio-Fuge, von der Richard Wagner meinte, sie sei »wohl das Schwermütigste, was je in Tönen ausgesagt worden ist«. Seine ästhetische Erfahrung versprachlicht Wagner mit dem Vergleich, am Morgen eines Tages zu erwachen, »der in seinem langen Lauf nicht einen Wunsch erfüllen soll, nicht einen! Doch zugleich ist es ein Bußgebet, eine Beratung mit Gott im Glauben an das ewig Gute.« In dieser Spannung von Resignation und Hoffnung, von Zusammenbruch und Aufbruch, von Vergangenheit und Zukunft, von Ab- und Aufschluss erklingen die drei Werke vor dem Zittauer Fastentuch, das in der größten Vitrine der Welt Geschichten aus unterschiedlichsten Jahrhunderten vermittelt.  

    Mitwirkende
    Violine Marc Danel
    Violine Gilles Millet
    Bratsche Vlad Bogdanas
    Cello Yovan Markovitch

  • 8. September, Cottbus / Chóśebuz, Open-Air-Bühne vor Schloss Branitz
    © Caroline Doutre

    »Tantz«: Klezmer vor Schloss Branitz

    08.09., 16:00
    Open-Air-Bühne vor Schloss Branitz

    In Paris daheim, in Europa zu Hause: Das Sirba Octet vereint Mitglieder aller bedeutenden Pariser Berufsorchester, die sich der Musik des Balkans, Rumäniens, Ungarns, Russlands und der jüdischen Tradition verschrieben haben. Mit ihrem Programm »Tantz« erzählt Sirba eine Migrationsgeschichte von Menschen und ihrer Musik, die eine Brücke zwischen zahlreichen Ländern Europas spannt. Traditionelle Melodien und Themen dörflicher Hochzeitsfeiern des südöstlichen Europas durchziehen das Konzert auf der Open-Air-Bühne vor Schloss Branitz und sorgen für ausgelassene Stimmung – ein Klezmer-Erlebnis vom Feinsten! 

    Mitwirkende
    Ensemble Sirba Octet

  • 8. September, Domsdorf, Brikettfabrik Louise
    © Sisi Cecylia

    Leszek Możdżer spielt Jazz

    08.09., 17:00
    Brikettfabrik Louise, Domsdorf

    Leszek Możdżer, der beliebteste zeitgenössische Jazzmusiker in Polen, gibt seine Setlist erst beim Konzert bekannt. Er wählt die Stücke spontan – aus der langjährigen Erfahrung, dass diese Methode das beste künstlerische Ergebnis zutage fördert. So auch bei diesem mit Spannung erwarteten Konzert in der ehemaligen Brikettfabrik Louise. 

    Ein breit gefasstes Jazz-Repertoire, bestehend aus eigenen Musikstücken und anderer ihn inspirierender Künstler erwartet das Publikum. Und das ist viel! Denn Leszek Możdżer, den ein Rezensent der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« in kosmischer Verneigung »als den Stern des Ostens« bezeichnete, ist zugleich ein herausragender Komponist wie virtuoser Instrumentalist.

    Ein Glück für die Lausitzer Jazzfans, dass Możdżer, der seit 2011 selbst als künstlerischer Leiter eines Festivals fungiert – dem jährlich in Poznań am Strzeszyńskim-See stattfindenden »Enter Music Festival« – beim Lausitz Festival in Domsdorf vorbeischaut. Voriges Jahr waren Émile Parisien und Michael Wollny in der Brikettfabrik Domsdorf zu erleben – mit letzterem hat Możdżer natürlich längst auf der Konzertbühne gestanden, nun wird er als Solist Weltenräume des Selbst und des Anderen klanglich öffnen.

    Mitwirkende
    Klavier Leszek Możdżer

    Kooperationspartner
    Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise

  • 12. | 13. September, Cottbus / Chóśebuz, Hangar 1
    © Lausitz Festival

    Stille Post – lauter Träume
    Kollaboratives Musiktanztheater (Uraufführung)

    12.09., 19:30
    Hangar 1, Cottbus / Chóśebuz

    Nach der eindrucksvollen Auftaktproduktion der Tanzsparte des Lausitz Festivals »Gletscher« von Haggai Cohen-Milo und Margaux Marielle-Tréhoüart im letzten Jahr in Weißwasser setzen das Duo und ihr Team ihre musiktanztheatralische Arbeit in diesem Jahr fort, verankern den Tanz noch fester im Programm des Festivals und inszenieren in Kollaboration mit lokalen Akteur:innen der Lausitzer Tanzlandschaft zu dessen Abschluss eine neue Arbeit im Hangar 1 in Cottbus.

    Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit des israelischen Komponisten und Musikers Haggai Cohen-Milo und der französischen Choreographin und Tänzerin Margaux Marielle-Tréhoüart liegt in der Erforschung von Möglichkeiten der Verknüpfung von Tanz und Musik durch das Erfinden gemeinsamer Sprachen. Geteilte Spielregeln etwa – eine gemeinsame Grammatik, wenn man so will – ermöglichen die sinnvolle Begegnung mit dem jeweils Anderen. Große Teile des Musiktanztheaters »Gletscher« waren bereits derart gebaut.

    Nun erweitern beide Künstler:innen ihr Spielprinzip auf ein kollaboratives Musik-Tanzprojekt mit Lausitzer Tänzer:innen und Choreograf:innen. Sie benutzen die Regeln des bekannten Gesellschaftsspiels »Stille Post« / »Ćicha póšta« als Generator verschiedener Tänze und Musiken, die schließlich miteinander zu einem faszinierenden Musiktanztheater über die Begegnung mit dem Anderen verwoben werden. Eine Choreografie macht den Anfang und wird an einen zweiten Choreografen dergestalt übermittelt, dass ein zwischengeschalteter Kommentator das Ausgangsgeschehen einerseits beschreibt und dieses andererseits zur Instruktion für den neuen Tanz wird; wie wenn ein Sportreporter ein Fußballspiel übers Radio vermitteln und man versuchen würde, das Spiel nach dessen Mitteilungen nachzuspielen. Auch die Musik wird einem solchen Verfahren unterzogen. Die Kommentatoren sind Lausitzer:innen aus allen Lebensbereichen. Auf diese Weise drehen Tanz und Musik einmal die Runde durch die Lausitz und durchlaufen Stationen der Lausitzer Tanzszene. Missverständnisse werden so zur Quelle von Vielseitigkeit, Fehlkommunikationen zum Ursprung der Einzigartigkeit. 

    Auf diese Weise entsteht in der sich entwickelnden Tanzsparte des Festivals ein weiteres Mal ein Lausitzer Original, das eine auch und gerade für diese Region hochbrisante Frage aufwirft und künstlerisch thematisiert: Unter welchen Bedingungen sind Begegnungen von einander Anderen möglich, die die Andersheit bewahren und zugleich Veränderungen in Gang setzen. Die Antwort scheint so einfach wie kompliziert zu sein: Indem sich alle Beteiligten auf bestimmte Spielregeln einlassen, gewähren sie einander die Integrität des eigenen künstlerischen Ausdrucks, der gleichsam erst im Austausch mit dem Anderen zu dem wird, was er ist. Dabei entsteht durchaus etwas ganz Neues, etwas Nicht-Dagewesenes, kurz: etwas Anderes. Ein anderes, also: ganz eigenes Spiel wird erfunden. »Ćicha póšta« / »Stille Post – lauter Träume« entfaltet ein modellhaftes Gesellschaftsspiel, bei dem musiktanztheatralische Schönheit zum Ausdruck eines durchaus spannungsvollen und toleranten Mit-Ein-Anders wird.  

    Mitwirkende
    Künstlerische Leitung, Komposition, Bass Haggai Cohen-Milo
    Künstlerische Leitung, Choreographie, Tanz Margaux Marielle-Tréhoüart
    Choreographie Golde Grunske
    Choreographie, Tanz Anne Dietrich
    Choreographie, Tanz Jana Schmück
    Choreographie, Tanz Joel Suárez Gómez
    Tanz Marco Rizzi
    Gesang Caroline Schnitzer
    Komposition, Keys, Schlagwerk James Shipp
    Kostüme Lauren Steel
    Raum Kang Sankoo
    Licht Emese Csornai
    Dramaturgie Michael Höppner
    Kommentator:innen aus der Lausitz N.N.

    Kooperationspartner
    Tanzkompanie golde g.
    TanzART Kirschau
    TanzWERKSTATT Cottbus
    Tanzkompanie der Kulturfabrik Hoyerswerda

  • 13. September, Cottbus / Chóśebuz, Piccolo Theater
    © Urban Zintel

    Die schönste Version
    Szenische Lesung aus dem Roman von Ruth-Maria Thomas - Autorinnengespräch im Anschluss

    13.09., 19:30
    Piccolo Theater Cottbus / Chóśebuz

    Von der Anzeige bei der Polizei wegen häuslicher Gewalt bis zur finalen Entscheidung, diese nicht zurückzuziehen, vergehen elf Tage. Elf Tage lang verkriecht sich Jella, Studentin, in der Plattenbauwohnung ihres Vaters. Eine Rückkehr in die lichte Altbauwohnung, die sie bisher mit Yannick bewohnte, ist undenkbar. Zu viel hat sich dort zugetragen. 

    Jella wird von Erinnerungen geflutet: Entwurzelung der Familie durch die Bagger, Aufbruch der Mutter in die Metropole, ein in Ratlosigkeit zurückbleibender Vater ... Jella wächst in der Kleinstadt auf, zwischen Kiesgruben, Lipgloss und Lidschatten. In einer Region, wo sich das brüchige Selbstbewusstsein einer Generation von Männern – ehemals Macher, nach der Wende Verlierer – auf die Nachkommen überträgt, lernen Jella und ihre Freundinnen, ihr Selbst auf den anderen, den männlichen Blick auszurichten. Mit Yannick sollte alles anders werden. Es hatte so schön begonnen, in dem Jahrhundertsommer...

    Ruth Maria Thomas, Jahrgang 1993, in Cottbus aufgewachsen, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Im Juli 2024 erscheint ihr Debütroman im Rowohlt Verlag Hamburg. »Die schönste Version« ist eine Introspektion: Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, über Körper, Begierden und tiefe Abgründe. 

    In der diesjährigen Literaturreihe des Lausitz Festivals, die das Verhältnis des Selbst zum Anderen thematisiert, in dem Falle zum anderen Geschlecht, wagt Ruth-Maria Thomas’ Buch einen mutigen Blick auf komplexe Strukturen, die aus dem Anderen eine Bedrohung werden lassen. 

    Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Autorin statt. 

    Mitwirkende
    Lesung Ruth Maria Thomas, Daniel Ratthei
    Textfassung und Moderation Heike Merten-Hommel

  • 14. September, Cottbus / Chóśebuz, Gladhouse
    © Gladhouse

    Spoken Word mit Friedrich Herrmann

    14.09., 16:00
    Gladhouse, Cottbus / Chóśebuz

    Friedrich Herrmann ist Poetry Slammer aus Jena. Dank ihm weiß fast das ganze Internet, dass Lächeln ein (wirklich ekelhaftes) Geräusch macht. Seit 2015 tritt er im gesamten deutschsprachigen Raum mit selbstverfassten Texten auf, 2019 war er deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. Beim Lektora-Verlag (Paderborn) sind zwei Textsammlungen von ihm erschienen: »Notizen eines Linkshänders« (2019) sowie »Ausgeschlafen in Ruinen« (2022). Seit Neustem ist er auch auf der Stand-up Bühne zu sehen, zum Beispiel bei 1LIVE Generation Gag oder Nightwash.  

    Im Workshop geht es in entspannter Atmosphäre darum, Texte zu schreiben, die einem selbst Spaß machen. Außerdem üben wir Performance und eine lockere Bühnenpräsenz. 

    Ablauf und weitere Informationen unter www.gladhouse.de

    Kooperationspartner
    Gladhouse Cottbus

  • 14. September, Cottbus / Chóśebuz, Scandale, Bunter Bahnhof
    © Kata Mau

    Festivalabschluss: Lausitzlieder
    Brückenschlag des Ephraim-Projekts (Uraufführung)

    14.09., 21:00
    Scandale, Bunter Bahnhof Cottbus / Chóśebuz

    Die Lausitz zum Klingen bringen: Besondere Momente des Lebens, Gefühle, Erinnerungen oder Wünsche, Geschichten, Anliegen, Träume sowie Bedenken, Sorgen und Nöte von Lausitzer:innen werden bei »Lausitzlieder« in Songpoesie verwandelt und zu Gehör gebracht. 

    Das Erfinden gemeinsamer Sprachen
    Wunamakanje zhromadnych rěčow 

    Das Ephraim-Projekt – Schreibwerkstatt des Lausitz Festivals und benannt nach einem Vornamen des aus der Lausitz stammenden Dichters Gotthold Ephraim Lessing – entfaltet sich dieses Jahr in einer Serie von Songwerkstätten, die über die ganze Lausitz verteilt an ausgewiesenen Stätten der Schriftstellerei und der Spoken Word Art (deutsch ungefähr: Kunst des gesprochenen Wortes) durchgeführt werden. Dabei entstehen in Zusammenarbeit zwischen interessierten Freizeitpoeten sowie professionellen Autoren und Songwritern zahlreiche Songtexte.  

    Für das nächste Jahr werden Songtexte von Projektinitiator und Komponist Haggai Cohen-Milo vertont und bei einem Show-Konzert im Rahmen des Lausitz Festivals 2025 zur Aufführung gebracht. Einen Vorgeschmack auf dieses Ereignis bietet die Poesie-Performance »Lausitzlieder«, die eine Brücke vom Ende des diesjährigen Festivals zu seiner nächsten Ausgabe schlägt und schon jetzt ein ganz besonderes Ereignis ist: Die bisher entstandenen Texte werden in einem eigens entwickelten Format vorgestellt und treffen dabei erstmals auf die Musik von Haggai Cohen-Milo und seiner Band, bevor das Festival in einer rauschenden Party ausklingt.

    Die Songwerkstätten finden statt in Zusammenarbeit mit dem Literaturzentrum »Ich schreibe!« e.V. Brieske-Marga, dem Gladhouse Cottbus, dem Friedensgrenze e.V. Guben, der Hillerschen Villa in Zittau und dem Sozikulturellen Zentrum Telux in Weißwasser/OL.

    Mitwirkende
    Komposition Haggai Cohen-Milo
    Percussion, Keys James Shipp
    Mentor:innen der Songwerkstätten Yana Arlt, Johannes Berger, Julian Heun, Elke Hübner-Lipkau, Dana Shanti, Ken Yamamoto, Micky Rose
    Text Lausitzpoet:innen

    Kooperationspartner
    Club Kommission Cottbus

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