Über die Veranstaltung
Beginn
16:00 Uhr
Ende
17:30 Uhr
Nachdem vormittags bereits die Reihe der späten Quartette eröffnet wurde, setzt sich die Präsentation aller Beethoven-Quartette in ihrer chronologischen Entstehungsreihe durch das Quatuor Danel nachmittags mit der fünfsätzigen Nr. 15 in a-Moll op. 132 aus dem Jahr 1825 fort. Ein ruhiger Mittelpart wird von Tanzsätzen flankiert, so dass sich dieses avantgardistische Quartett in der ungewöhnlichen Tonart a-Moll formal einem Divertimento annähert. Den dritten Satz mit seinen choralartigen Sequenzen versah Beethoven mit dem Zusatz »Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart« – ein Verweis darauf, dass der Komponist seine Arbeit damals für mehrere Wochen unterbrechen musste, um sich von einer schweren Krankheit zu erholen. Energische Passagen werden mit dem Vermerk »Neue Kraft fühlend« ausgezeichnet, so dass man beim Hören ein Aufbegehren gegen menschlichen Verfall sinnlich erlebt. Die Uraufführungskritik weiß zu berichten, dass die Musik »abermals groß, herrlich, ungewöhnlich, überraschend und originell [ist], muss aber nicht nur öfters gehört, sondern ganz eigentlich studiert werden«.
Das sogar sechssätzige Streichquartett Nr. 13 B-Dur op. 130 wird hier in der originalen Version mit der Großen Fuge gespielt, die Beethoven später auf Bitte seines Verlegers für einen konventionelleren Schluss ersetzte. Dem Fachkritiker im Uraufführungsjahr kam der Fugensatz »unverständlich, wie Chinesisch« vor. Seitdem streiten die Experten, ob Beethoven einer Vermarktungsstrategie folgte und der raffinierte, später selbständig publizierte Fugensatz nicht vielmehr in die Moderne weise. Igor Strawinsky jedenfalls vermerkte: »Die Große Fuge scheint mir heute das perfekteste Wunderwerk in der Musik. Es ist auch das absolut Zeitgenössischste aller Stücke, die ich kenne und bleibt für immer zeitgenössisch.« Dem ersten Satz des Quartetts liegt – wie den ersten Sätzen von Nr. 14 und Nr. 15 – die Viertongruppe gis-a-f-e zugrunde, weist drei Themen auf und deutet die Sonatenhauptsatzform nur noch an. Der dreiteilig lyrischen Cavatine des fünften Satzes wird schon in der frühen Biografik Beethovens besondere Wertschätzung attestiert; so ist bei Lenz zu lesen, Beethoven habe »sie wirklicher unter Thränen der Wehmuth komponirt, und gestand mir, daß noch nie seine eigene Musik einen solchen Eindruck auf ihn hervorgebracht habe, und daß selbst das Zurückempfinden dieses Stückes, ihm immer neue Thränen koste.«
Quatuor Danel
Das belgische Quatuor Danel wurde 1991 gegründet und ist heute auf allen großen Konzertbühnen der Welt zuhause. In seiner jetzigen Besetzung mit Marc Danel (Violine), Gilles Millet (Violine), Vlad Bogdanas (Bratsche) und Yovan Markovitch (Cello) spielt es seit 2014. Viele Aufnahmen seiner umfangreichen Diskographie wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
Das Quartett wird gerühmt für seine Interpretationen ganzer Streichquartett-Œuvres. Dabei spielen russische Komponisten wie Schostakowitsch eine besondere Rolle. Es ist zudem das erste Ensemble, das sämtliche 17 Quartette von Mieczysław Weinberg eingespielt und als gesamten Zyklus in Manchester und Utrecht live aufgeführt hat. Als Uraufführungsquartett arbeitet es darüber hinaus regelmäßig mit zeitgenössischen Komponisten zusammen, darunter Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, Sofia Gubaidulina, Jörg Widmann und Bruno Mantovani. Zu seinen musikalischen Partnern gehören Künstler wie Leif Ove Andsnes, Jean-Efflam Bavouzet, Alexander Melnikov, Adrien La Marca, Clemens Hagen oder das Borodin Quartet. Das Quatuor Danel ist Quartet in residence an der University of Manchester.
Mitwirkende
Violine Marc Danel
Violine Gilles Millet
Bratsche Vlad Bogdanas
Cello Yovan Markovitch
Veranstaltungsort
Veranstaltungsort Grüner Saal, Schloss Branitz
Adresse Robinienweg 5, 03042 Cottbus / Chóśebuz