Über die Veranstaltung
Beginn
19:30 Uhr
Ende
21:00 Uhr
Seit Aristoteles unterscheiden wir die fünf Sinne: Sehsinn, Gehörsinn, Tastsinn, Geruchssinn und Geschmackssinn. Wir könnten augenzwinkernd nun den Wahnsinn als sechsten Sinn erklären: Wahnsinn als psychische Wahrnehmungsfähigkeit von Seelenschwingungen.
Die Oper präsentierte im 19. Jahrhundert die Wahnsinnsszene als Schaustück einer exaltiert einsamen Weiblichkeit und Sternstunde der Sensationslust der zuschauenden Gemeinschaft. In dem 1972 für seine erste Frau Cathy Berberian geschriebenen »Recital for Cathy« macht der italienische Komponist Luciano Berio das Hineingleiten einer Sängerin in eben jenen Wahnsinn in einem an musiktheatralen Anspielungen reichen Solostück erfahrbar: Mit Fragmenten von Schubert und Mahler, Monteverdi und Bach, Bizet und Verdi, Donizetti und Shakespeare versucht eine Frau als Künstlerin und Mensch sich eine Existenz zwischen großer Tragik und scheinbarer Komik, Vertrautem und Fremden zu sichern. Die Musik mäandert zwischen wahr, Wahn und Wollen und fordert uns und das Andere mittels Kunst heraus.
Regisseur Yaron David Müller-Zach kreiert einen Abend, der als romantischer Liederabend mit klavierbegleiteten, geschliffenen Geschichten beginnt, um sich in Berios Komposition zu einer groß zersplitterten Erzählung über den Wahn im Sinn und Sinn im Wahn mit Orchester zu weiten. Eine Sängerin sucht den adäquaten Ausdruck für ihre unzähligen Rollenfiguren wie für sich selbst und wechselt zwischen bewusster Theatralität und vermeintlicher Intimität, um ihren Platz in der Welt zu finden: »There must be some place in the world that isn’t a theatre!«
Mit Bus & Bahn zur Veranstaltung
Lassen Sie Ihr Auto doch stehen und kommen Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Veranstaltung. Klicken Sie dazu einfach auf den Button und die passende Route zum Veranstaltungsort wird Ihnen in der deutschlandweiten Fahrplanauskunft des VVO angezeigt.
Dies ist ein Service der Verkehrsverbünde VVO, VBB und ZVON.
Sophia Burgos
Die puerto-ricanische Sopranistin Sophia Burgos wuchs in Chicago auf. Ihre ersten musikalischen Einflüsse waren spanische Volkslieder und Tänze. Ihre Gesangsausbildung absolvierte sie an der Eastman School of Music der University of Rochester bei Jan Opalach sowie am New Yorker Bard College Conservatory of Music bei Edith Bers, Kayo Iwama und Dawn Upshaw. Sie hat sich in den letzten Jahren auf den internationalen Opern- und Konzertbühnen vor allem in Werken des 20. und 21. Jahrhunderts einen Namen gemacht.
Mit Leidenschaft interpretiert sie zeitgenössische Werke und brillierte in der Uraufführung von Johannes Maria Stauds »Once anything might have happened« mit dem Ensemble intercontemporain und in der Leitung von Matthias Pintscher in Paris, in der Titelrolle der »Maria Republica« von François Paris an der Angers-Nantes Opéra oder als Lily Briscoe in »To the lighthouse« von Zesses Seglias bei den Bregenzer Festspielen. Zuletzt war sie als Vercors in der Uraufführung von Philippe Leroux’s »L’ Annonce faite à Marie« an der Angers-Nantes Opéra zu erleben. Sie widmet sich zudem der Musikvermittlung und verfügt über einen musikpädagogischen Abschluss.
Daniel Arkadij Gerzenberg
Der Pianist Daniel Gerzenberg, mit deutsch-russisch-jüdischen Wurzeln in Hamburg geboren, studierte sein Instrument zunächst an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Marian Migdal und Mauro Lo Conte. Mit seinem Bruder, dem Pianisten Anton Gerzenberg, gründete er das Duo Gerzenberg. Ab 2016 studierte er Liedbegleitung bei Wolfram Rieger an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Zu seinen Lehrern zählen außerdem Christine Schäfer, Thomas Quasthoff, Eric Schneider und Axel Bauni.
Als Liedbegleiter gewann er mehrere nationale und internationale Musikpreise. Er war unter anderem beim Heidelberger Frühling, beim Hidalgo Festival in München, bei der Schubertiade Schwarzenberg, beim Ravinia Festival und beim Verbier Festival zu erleben. Konzerte gab er außerdem an der Deutschen Oper Berlin, im Konzerthaus Berlin, im Pierre-Boulez-Saal in Berlin und in der Wigmore Hall in London. Gerzenberg spricht sechs Sprachen und ist auch als Übersetzer und Lyriker aktiv. Er ist Lehrbeauftragter im Fach Lyrik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Viola von der Burg
Viola von der Burg schloss die Hotelfachschule sowie eine Meisterprüfung als Herrenschneiderin ab, erlernte dann das theatrale Handwerk und spielt seitdem in zahlreichen Theater- und Opernhäusern. In München war sie am Gärtnerplatztheater als Shadow in Strawinskys »The Rake’s Progress«, als Stelzfuß im »Black Rider« am Metropoltheater und an der Bayerischen Staatsoper in »Kanon für geschlossene Gesellschaft« im Rahmen der Opernfestspiele zu erleben.
Viola von der Burg wirkte auch in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen mit, unter anderem unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller, Peter Gersina und Emir Kusturica – 2018 in der Krimikomödie »Sauerkrautkoma«. Seit 2019 gehört sie zum Team des ARD Radio Tatort in München und ist darüber hinaus als Autorin und Hörbuch-Sprecherin aktiv. Im Sommer 2021 war sie als Mephisto im »Faust« bei den Luisenburg-Festspielen Wunsiedel zu sehen und stand 2022 auf der Bühne des GHT Görlitz in der Festival-Produktion »Les Maudits«.
Alexander Merzyn
Der Dirigent Alexander Merzyn wurde in Kiel geboren, studierte Violoncello in Berlin bei Jens Peter Maintz und spielte anschließend in mehreren Orchestern, so etwa im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Es folgte ein Dirigierstudium in Weimar bei Nicolás Pasquet, Gunter Kahlert und Anthony Bramall sowie Meisterkurse bei Herbert Blomstedt, Kurt Masur, Peter Gülke, Heinrich Schiff und dem Alban Berg Quartett. 2010 gewann er den MDR-Dirigierwettbewerb und war danach Assistent von Sebastian Weigle und Michael Sanderling.
Heute arbeitet er regelmäßig mit namhaften Orchestern in Europa und Asien zusammen und hat sich ein Repertoire vom Barock bis zur Gegenwart angeeignet. Ab 2015 war Merzyn Erster Kapellmeister am Landestheater Coburg und leitete dort zahlreiche Opernproduktionen, bevor er 2018 ans Staatstheater Cottbus wechselte, wo er seit 2020 als Generalmusikdirektor Verantwortung trägt. Ihm ist die Beschäftigung mit den brennenden gesellschaftlichen Themen unserer Zeit wichtig und lässt dieses Anliegen thematisch in seine Konzertprogramme in Cottbus einfließen.
Yaron David Müller-Zach
Der Regisseur Yaron David Müller-Zach hat in Wien studiert und an Opernhäusern, Theatern sowie bei Festspielen unter anderem in Salzburg, Wien, Berlin und Bern gearbeitet. Vor allem die mehrfache Zusammenarbeit mit Stefan Herheim und Robert Wilson hat ihn künstlerisch geprägt. Eigene Inszenierungen umfassen unter anderem Richard Wagners »Tannhäuser feat. Dakh Daughters« in der Nürnberger Peterskirche, Saverio Mercadantes »Amleto«, Oscar Straus’ Operette »Der Pralinésoldat« und Louis Niedermeyers belcantistische »Marie Stuart« im Theater Stok in Zürich sowie bei Gastspielen in Nyon (Schweiz) und Montélimar (Frankreich);
die Uraufführungen von Peter Androschs »Eine Bieroper« sowie »Ein Bericht an eine Akademie« am Theater an der Rott, Eggenfelden (Nominierung in der Kategorie »Herausragender Regiebeitrag zur aktuellen Entwicklung der Oper« in »Die Deutsche Bühne«, 2017/18), die Oper »Stallerhof« von Gerd Kühr und Franz Xaver Kroetz am Theater Hof sowie Jura Soyfers »Weltuntergang« am Theater Phönix in Linz. 2022 inszenierte er am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz im Rahmen des Lausitz Festivals den musiktheatralen Abend »Les Maudits« mit Texten von Gertrude Stein und dem Klangforum Wien, und 2023 schrieb und gestaltete er mit »Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers« im GHT Zittau einen Höhepunkt des Festivals, der von Stefan Zweig ausgehend Schauspiel, Lesung und Gesang eindringlich aktuell zu verbinden wusste.
Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus
Gegründet 1912 blickt das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus zurück auf eine über hundertjährige Geschichte als Opern- und Konzertorchester. Es pflegt das klassisch-romantische Repertoire genauso wie die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Sein Engagement für die zeitgenössische Musik führte in der Spielzeit 2009/10 zum einzigartigen Projekt »Acht Uraufführungen in acht Konzerten«. Als Würdigung dieser Arbeit erhielt das Orchester 2011 vom Deutschen Musikverleger-Verband die Auszeichnung »Bestes Konzertprogramm«. Das Orchester gastiert regelmäßig an brandenburgischen Theatern, bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten und beim Choriner Musiksommer.
Weitere Gastspiele führten es nach Winterthur, Berlin und Paris sowie 2014 erstmals zum Festival MusicáMallorca. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen dokumentieren die interpretatorische Vielseitigkeit und künstlerische Qualität des Orchesters. Seit 2018 leitet Alexander Merzyn das Philharmonische Orchester.
Mitwirkende
Sopran Sophia Burgos
Klavier Daniel Arkadij Gerzenberg
Schauspiel Viola von der Burg
Dirigent Alexander Merzyn
Regisseur Yaron David Müller-Zach
Orchester Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus
Veranstaltungsort
Veranstaltungsort Großes Haus, Staatstheater Cottbus / Chóśebuz
Adresse Schillerplatz 1, 03046 Cottbus / Chóśebuz