Lausitz Labor »Für Alle.« Die Anmaßung der Philosophie, Das Bedürfnis der Philosophie
Eintritt frei!
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Beginn
11:00 Uhr
Ende
17:00 Uhr
Die fünfte Ausgabe des Lausitz Festivals 2024 findet in einem Jahr statt, das von Ohnmacht, Gewalt, Unfreiheit und Unsicherheit gekennzeichnet zu sein scheint. Die erschütternden kriegerischen Geschehnisse des letzten Jahres vergrößern den bereits existierenden Konfliktstoff innerhalb der Bevölkerung einer Region, die von den ökonomischen, politischen, kulturellen Spannungen des Strukturwandels alltäglich betroffen sind.
Doch gerade Gebiete, die in einem tiefgreifenden Umbruch sind, brauchen Raum für Reflexionen und künstlerische Experimente, die die Gegenwart zu erfassen und dabei in die Zukunft zu weisen vermögen. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung und Wirkmächtigkeit die Reflexionen und Experimente von Philosophie und Kunst in unserer Gesellschaft haben können. Sie treffen auf Zweifel und Ablehnung; sie gelten als elitär und weltfremd, ihre Versuche einzugreifen erscheinen als überheblich und aktivistisch. Muss also der Anspruch von Denken und Kunst, eine politische und gesellschaftliche Funktion zu erfüllen, preisgegeben werden? Oder können sie individuelle und kollektive Erfahrungen ermöglichen, die wichtig, ja, vielleicht entscheidend sind?
Wie kann Wissen in der gegenwärtigen Gesellschaft organisiert, produziert und vermittelt werden und welche Rollen spielen dabei die (alten wie neuen) Medien? Welche Formen des Wissens sind öffentlich verfügbar und welche Medien ermöglichen es, an Erfahrung und Wissen anderer teilzuhaben? Wie tauscht man Wissen und Erfahrung aus und welche Kanäle sind glaubhaft, welchen Quellen vertrauen wir? Wer verhandelt mit wem und auf welche Weise den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft? Wie kann der Dialog gelingen, außerhalb des eigenen sozialen Biotops, der eigenen »Blase«? Bedarf es dafür Anstöße, Erfahrungen, Gedanken, Inszenierungen von außen, die uns mit einem fremden, ja verfremdenden Blick konfrontieren?
Das Lausitz Labor als Ort für Debatte und Kunst lädt sein Publikum ein, die eigenen Irritationen angesichts der gesellschaftspolitischen Situation im Medium der Philosophie und in Anlehnung an die Kunstwerke des Festivals zu reflektieren. Es stellt an Philosophie und Kunst die Frage »Für wen?«.
Das Lausitz Labor hat ausgewiesene Expert:innen aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Literatur, Kunst- und Theaterwissenschaften für drei Tage in die Lausitz eingeladen, um die Rolle von Philosophie und Kunst in der Gesellschaft zu untersuchen.
Die am Freitag stattfindenden Diskussionen widmen sich der Frage nach dem Verhältnis der Philosophie zum Leben; es geht um die Reflexionsperspektive und Theoriebildung der Philosophie. Die Philosophie ist eine Art des Denkens, die sich vom Leben entfernt und aus dieser Ferne auf es schaut. Dabei beansprucht sie zugleich, etwas zu sehen, das im Leben wichtig ist; das ist ihre Anmaßung. Aber dem scheint zugleich ein Bedürfnis der Gesellschaft zu entsprechen, in dieser Weise reflektiert zu werden. Wie lässt sich dies verstehen? Und kann die Philosophie diesem Bedürfnis genügen?
11:00–12:00 Eröffnungsgespräch
Mitwirkende: Daniel Kühnel, Christoph Menke, Christiane Voss
12:00–14:00 Panel 1 Die Anmaßung der Philosophie
Mitwirkende: Alex Demirović, Anne Eusterschulte
15:30–17:30 Panel 2 Das Bedürfnis der Philosophie
Mitwirkende: Susan Neiman, Richard David Precht
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Apl. Prof. Alex Demirović
Apl. Prof. Alex Demirović ist Professor für Politikwissenschaft und Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Mitgründer der Assoziation für kritische Gesellschaftsanalyse. Von 1990 bis 2001 war er Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung und hatte zahlreiche Gastprofessuren inne, darunter in Wien, Wuppertal, Berlin, Paris und Toronto. Er ist Mitglied des Beirats des Bundes demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Fellow der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Centre for Social Critique an der Humboldt Universität zu Berlin. Zu seinen Publikationen gehört »Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule« (2. Aufl., Mandelbaum Verlag, Wien/Berlin 2023).
Prof. Dr. Anne Eusterschulte
Prof. Dr. Anne Eusterschulte ist Professorin für Geschichte der Philosophie am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. Ihre Arbeiten in Lehre, Forschung sowie Publikationen um-fassen einerseits Studien zur Philosophie, Theologie, Wissensgeschichte sowie zur transkulturellen Philologie und Ästhetik in der Vormoderne, anderseits liegt ihr Fokus auf Untersuchungen im Bereich der Sozialphilosophie, Kritischen Theorie und Ästhetik der Gegenwart mit Blick auf Phänomene in Literatur und Kunst. Zu ihren letzten Publikationen zählt die »Kritik(en) des Leidens« (hrsg. Mit Erika Benini, Berlin: Neofelis 2024).
Prof. Dr. Susan Neiman
Prof. Dr. Susan Neiman ist seit 2000 Direktorin des Einstein Forums. Geboren in Atlanta, Georgia. Sie studierte Philosophie an der Harvard University und der Freien Universität Berlin und promovierte 1986 an der Harvard University bei John Rawls. Sie war Philosophieprofessorin an der Yale University und der Tel Aviv University, bevor sie die Leitung des Einstein Forums übernahm. Sie ist Autorin sowohl von den neun Büchern, die in vielen Sprachen übersetzt wurden, als auch von mehr als 100 Aufsätzen. Ihre Aufsätze erschienen u. a. in der New York Times, im New York Review of Books, Guardian sowie in der Zeit und im Spiegel. Neben der amerikanischen Staatsbürgerschaft besitzt Neiman auch die israelische und deutsche Staatsbürgerschaft. Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und lebt in Berlin.
Prof. Dr. Richard David Precht
Prof. Dr. Richard David Precht ist Philosoph, Publizist, Autor und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seine Bücher wie »Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?«, »Liebe. Ein unordentliches Gefühl« und »Die Kunst, kein Egoist zu sein« sind internationale Bestseller und wurden in insgesamt mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung »Precht« im ZDF, für die er 2013 mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie »Besondere Leistung« ausgezeichnet wurde.
Prof. Dr. Christiane Voss
Prof. Dr. Christiane Voss ist Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Bauhaus-Universität Weimar. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Medienphilosophie, philosophische Ästhetik und Anthropologie. Derzeit ist sie Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs »Medienanthropologie« an der Bauhaus-Universität Weimar. Zuletzt erschien von ihr (und Lorenz Engell) »Die Relevanz der Irrelevanz. Aufsätze zur Medienphilosophie« (2022)
Prof. Dr. Christoph Menke
Prof Dr. Christoph Menke ist Professor für Praktische Philosophie am Institut für Philosophie der Goethe Universität, Frankfurt/Main. Seine Forschungen in den letzten Jahren beschäftigen sich mit der Frage nach »Normativität und Freiheit« in den Feldern der Philosophie des Rechts, der Politischen Philosophie und der Ästhetik. Zuletzt erschien »Theorie der Befreiung« (2022).
Lars Dreiucker
Lars Dreiucker hat Philosophie in Dublin, Berlin und Potsdam studiert . Beim Lausitz Festival ist er Koordinator der diskurs-philosophischen Sparte. Er arbeitete als Lehrbeauftragter an der Berlin School of Popular Arts (ehem. SRH Hochschule der populären Künste (hdpk)) sowie als freier Kurator und Autor. An einer Grundschule in Brandenburg unterrichtet er Gesellschaftswissenschaft. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Phänomenologie, Ästhetik, Liebe, Logik, Theorie der Popkultur.
Fulvia Modica
Fulvia Modica hat Philosophie und Geschichte in Palermo, Heidelberg und Berlin studiert. Sie ist kuratorische Mitarbeiterin der Autorin und Philosophin Eva von Redecker. Seit 2023 ist sie Koordinatorin der diskurs-philosophischen Sparte des Lausitz Festivals.
Mitwirkende
Professor Apl. Prof. Alex Demirović
Professorin Prof. Dr. Anne Eusterschulte
Direktorin des Einstein Forums Prof. Dr. Susan Neiman
Philosoph, Publizist, Autor Prof. Dr. Richard David Precht
Kuration und Moderation Christoph Menke, Christiane Voss, Lars Dreiucker, Fulvia Modica
Veranstaltungsort
Veranstaltungsort Altes Stadthaus, Cottbus / Chóśebuz
Adresse Altmarkt 21, 03046 Cottbus / Chóśebuz