Lausitz Labor »Für Alle.« Die Politik des Theaters, Kunst und Aktivismus
Eintritt frei!
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Beginn
10:15 Uhr
Ende
14:45 Uhr
Die fünfte Ausgabe des Lausitz Festivals 2024 findet in einem Jahr statt, das von Ohnmacht, Gewalt, Unfreiheit und Unsicherheit gekennzeichnet zu sein scheint. Die erschütternden kriegerischen Geschehnisse des letzten Jahres vergrößern den bereits existierenden Konfliktstoff innerhalb der Bevölkerung einer Region, die von den ökonomischen, politischen, kulturellen Spannungen des Strukturwandels alltäglich betroffen sind.
Doch gerade Gebiete, die in einem tiefgreifenden Umbruch sind, brauchen Raum für Reflexionen und künstlerische Experimente, die die Gegenwart zu erfassen und dabei in die Zukunft zu weisen vermögen. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung und Wirkmächtigkeit die Reflexionen und Experimente von Philosophie und Kunst in unserer Gesellschaft haben können. Sie treffen auf Zweifel und Ablehnung; sie gelten als elitär und weltfremd, ihre Versuche einzugreifen erscheinen als überheblich und aktivistisch. Muss also der Anspruch von Denken und Kunst, eine politische und gesellschaftliche Funktion zu erfüllen, preisgegeben werden? Oder können sie individuelle und kollektive Erfahrungen ermöglichen, die wichtig, ja, vielleicht entscheidend sind?
Wie kann Wissen in der gegenwärtigen Gesellschaft organisiert, produziert und vermittelt werden und welche Rollen spielen dabei die (alten wie neuen) Medien? Welche Formen des Wissens sind öffentlich verfügbar und welche Medien ermöglichen es, an Erfahrung und Wissen anderer teilzuhaben? Wie tauscht man Wissen und Erfahrung aus und welche Kanäle sind glaubhaft, welchen Quellen vertrauen wir? Wer verhandelt mit wem und auf welche Weise den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft? Wie kann der Dialog gelingen, außerhalb des eigenen sozialen Biotops, der eigenen »Blase«? Bedarf es dafür Anstöße, Erfahrungen, Gedanken, Inszenierungen von außen, die uns mit einem fremden, ja verfremdenden Blick konfrontieren?
Das Lausitz Labor als Ort für Debatte und Kunst lädt sein Publikum ein, die eigenen Irritationen angesichts der gesellschaftspolitischen Situation im Medium der Philosophie und in Anlehnung an die Kunstwerke des Festivals zu reflektieren. Es stellt an Philosophie und Kunst die Frage »Für wen?«.
Das Lausitz Labor hat ausgewiesene Expert:innen aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Literatur, Kunst- und Theaterwissenschaften für drei Tage in die Lausitz eingeladen, um die Rolle von Philosophie und Kunst in der Gesellschaft zu untersuchen.
Der Sonntag steht im Zeichen des Theaters, das neben »Empusion« von Olga Tokarczuk und Franz Kafkas »Der Prozess« auch mit Lukas Rietzschels »Widerstand« vertreten ist. Zur Debatte steht, wie sich das Theater historisch als Erfahrungsform der Teilhabe entwickelt hat, wie das Publikum in geschichtlich unterschiedlichen Theatermodellen das Publikum gedacht und adressiert wurde. Welche Theatermodelle, Konzepte und Praktiken sind heute noch aktuell? Wie ist der Aktivismus im Theater und des Theaters zu verstehen? Lässt sich so ein Theater machen, das für alle ist?
Sonntag 08.09.24.
10:15–12:15 Panel 1 Die Politik des Theaters
Vortragende: Barbara Gronau, Patrick Primavesi
12:45–14:45 Panel 2 Kunst und Aktivismus
Vortragende: Carl Hegemann, Armin Petras
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Prof. Dr. Barbara Gronau
Prof. Dr. Barbara Gronau ist seit 2022 Präsidentin der Bayerischen Theaterakademie »August Everding« und zudem Leiterin des dortigen Studiengangs Dramaturgie. Seit 2013 ist sie Professorin für »Theorie und Geschichte des Theaters« an der Universität der Künste Berlin. Neben ihrer wissenschaftlichen Laufbahn arbeitete Barbara Gronau immer wieder als Dramaturgin und Co-Kuratorin unter anderem mit der Gruppe Lubricat, dem feministischen Künstler*innenkollektiv SheShePop, der Choreographin Christine Gaigg und den Theaterleiter*innen Matthias von Hartz, Carena Schlewitt und Matthias Lilienthal.
Prof. Dr. Patrick Primavesi
Prof. Dr. Patrick Primavesi ist Professor am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig, das er seit 2017 als geschäftsführender Direktor leitet. Er ist im Vorstand des Tanzarchiv Leipzig e.V. und Sprecher der AG ARCHIV in der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw). Seine Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind Geschichte und Theorie von Theater, Tanz und Performance, Repräsentationskritik, Dramaturgien von Öffentlichkeit und Bewegung im urbanen Raum sowie Archive kultureller Praxis in digitalen Umgebungen.
Dr. Carl Hegemann
Dr. Carl Hegemann ist Philosoph und Dramaturg. Er arbeitete 15 Jahre an der Berliner Volksbühne und an zahlreichen anderen Theatern und Opernhäusern, darunter das Thalia Theater Hamburg, das Burgtheater Wien, die Schauspielhäuser in Freiburg, Zürich und Bochum, die Bayreuther Festspiele, die Staatsopern Hamburg und Berlin sowie das Opernhaus in Manaus (Brasilien). Von 2006 bis 2014 war er Professor für Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig. Zurzeit steht er bei den Münchner Kammerspielen in Tschechows »Die Vaterlosen« auch auf der Bühne. Buchveröffentlichungen: u. a. »Plädoyer für die unglückliche Liebe (Theater der Zeit, 2005/2010)«, »Identität und Selbst-Zerstörung« (Alexander Verlag Berlin, 2017), »Dramaturgie des Daseins« (hrsg. mit Raben Witt, Alexander Verlag Berlin, 2021).
Armin Petras
Armin Petras ist Theaterregisseur und Autor. Seit 1992 arbeitete er als Regisseur in Frankfurt (Oder), Nordhausen, Leipzig und Chemnitz und Kassel. 2006 übernahm er bis 2013 die Intendanz des Maxim Gorki Theaters in Berlin. Im Anschluss leitete Armin Petras bis 2018 als Intendant das Schauspiel Stuttgart. Als Regisseur wurde er mehrmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Als Theaterautor schreibt er unter dem Pseudonym Fritz Kater. Als Armin Petras nimmt er Bearbeitungen verschiedenster literarischer Vorlagen für die Bühne vor, darunter Fragmente, Romane, Drehbücher. Seit einigen Jahren inszeniert Armin Petras auch Opern und Musiktheaterstücke – unter anderem in Bremen und Cottbus. Seit der Spielzeit 2022/23 ist Armin Petras Co-Schauspieldirektor, Hausregisseur und Hausautor im Team mit Franziska Benack und Philipp Rosendahl am Staatstheater Cottbus.
Prof. Dr. Christiane Voss
Prof. Dr. Christiane Voss ist Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Bauhaus-Universität Weimar. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Medienphilosophie, philosophische Ästhetik und Anthropologie. Derzeit ist sie Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs »Medienanthropologie« an der Bauhaus-Universität Weimar. Zuletzt erschien von ihr (und Lorenz Engell) »Die Relevanz der Irrelevanz. Aufsätze zur Medienphilosophie« (2022)
Prof. Dr. Christoph Menke
Prof Dr. Christoph Menke ist Professor für Praktische Philosophie am Institut für Philosophie der Goethe Universität, Frankfurt/Main. Seine Forschungen in den letzten Jahren beschäftigen sich mit der Frage nach »Normativität und Freiheit« in den Feldern der Philosophie des Rechts, der Politischen Philosophie und der Ästhetik. Zuletzt erschien »Theorie der Befreiung« (2022).
Lars Dreiucker
Lars Dreiucker hat Philosophie in Dublin, Berlin und Potsdam studiert . Beim Lausitz Festival ist er Koordinator der diskurs-philosophischen Sparte. Er arbeitete als Lehrbeauftragter an der Berlin School of Popular Arts (ehem. SRH Hochschule der populären Künste (hdpk)) sowie als freier Kurator und Autor. An einer Grundschule in Brandenburg unterrichtet er Gesellschaftswissenschaft. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Phänomenologie, Ästhetik, Liebe, Logik, Theorie der Popkultur.
Fulvia Modica
Fulvia Modica hat Philosophie und Geschichte in Palermo, Heidelberg und Berlin studiert. Sie ist kuratorische Mitarbeiterin der Autorin und Philosophin Eva von Redecker. Seit 2023 ist sie Koordinatorin der diskurs-philosophischen Sparte des Lausitz Festivals.
Mitwirkende
Präsidentin der Bayerischen Theaterakademie Prof. Dr. Barbara Gronau
Professor Prof. Dr. Patrick Primavesi
Philosoph und Dramaturg Dr. Carl Hegemann
Theaterregisseur und Autor Armin Petras
Kuration und Moderation Christoph Menke, Christiane Voss, Lars Dreiucker, Fulvia Modica
Veranstaltungsort
Veranstaltungsort Altes Stadthaus, Cottbus / Chóśebuz
Adresse Altmarkt 21, 03046 Cottbus / Chóśebuz