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Erste Gedanken 2024

Das Lausitz Festival beschäftigt sich künstlerisch mit den Erfahrungen von Umgestaltung und Umformung.

In jeder Spielzeit wird ein Aspekt des Wandels, dem wir ständig begegnen, besonders in den Blick genommen. In der fünften Ausgabe des Festivals 2024 wird ein Spannungsverhältnis fokussiert: Bei jeder Veränderung spielt die Beziehung zum Anderen eine zentrale Rolle. Wie ist es möglich, das Andere zu erkennen und zu verstehen? Wie können wir lernen, es zu bewerten, zu entscheiden, ob es gut oder schlecht, schön oder hässlich, wichtig oder unwichtig ist? Die Frage, wie wir urteilen, scheint relevanter denn je in einer Welt, in der das Ethische sich nicht von selbst versteht. Wie begegnen wir dem Neuen, Unbekannten, Fremden? Die kommende Ausgabe des Lausitz Festivals stellt sich die Frage, wie man im Zusammenspiel von Urteilsvermögen und Erfahrung eine Beziehung zum Fremden aufbauen kann. Denn das Erkennen der Fremdheit ist zunächst nichts mehr als die Feststellung der Nicht-Übereinstimmung mit der eigenen Person; es schließt aber noch nicht die Suche nach der Etablierung einer Beziehung zum Anderen ein.

Der vor 400 Jahren verstorbene Lausitzer Mystiker Jakob Böhme hat es auf den Punkt gebracht: »Ein jeder Mensch ist frei und ist wie ein eigener Gott, er mag sich in diesem Leben in Zorn oder ins Licht verwandeln.« Zwischen den Polen der lichten Liebe und des dunklen Zorns, Eros und Thymos, laden die Begegnungen mit Kunst durch die Jahrhunderte: Wie stark sind diese Kräfte, die am Menschen zerren? Das Festival widmet sich erotisch-thymotischen Fragen und steht damit exemplarisch für weite Teile unserer sich ökomisch, technisch, kulturell, politisch und sozial rasant wandelnden Welt, wie im Gegenzug die künstlerische Auseinandersetzung mit globalen Fragen der Erotik und Thymotik ebenfalls die Menschen hier vor Ort umtreibt. Diese wechselseitige Beziehung von vermeintlich vertraut und vermutlich fremd wird in Bewegung übersetzt, wie Jakob Böhme bereits festhielt: »Keinem wird’s gegeben ohne Ringen.«